Von Josef Lommer
So richtig in Fahrt kommen will Joe Dantes Horrorkomödie BURYING THE EX nicht, daran ändert auch der urplötzliche Blutdurst der zombifizierten Ex-Freundin nichts. Zwar spitzt sich das Geschehen immer weiter zu, aber für ausschweifende Eskapaden, wie man sie von Dante kennt, bietet das eigentlich abstruse Treiben einfach keinen Platz. Der Geist der Übertreibung ist einer domestizierten – um nicht zu sagen: bodenständigen – Form des Grauens gewichen. Max (Anton Yelchin) ist gerade dabei, seine Freundin Evelyn (Ashley Greene) abzuservieren, als ein heranfahrender Bus ihm die Arbeit abnimmt. Evelyn verunglückt tödlich, doch dank eines verheerenden Treueschwurs, den die beiden unter den funkelnden Augen eines geheimnisvollen Voodoo-Spielzeugs geleistet haben, steigt die verhasste Freundin kurz darauf dem Grabe empor, um das Versprechen einzulösen.
Sympathisieren darf man hier wieder einmal mit den Geeks und Nerds von nebenan. Während Halbbruder Travis (Oliver Cooper) noch in vollen Zügen das süße Leben genießt und damit gleich für eine recht dümmliche Exposition sorgt, ist Max seltsam mittelständisch geworden. Nicht ganz freiwillig versteht sich. Max wird seines Nerdtums schier beraubt, nachdem Evelyn die Oberhand in der Beziehung gewinnt. Den Höhepunkt findet die Vereinnahmung des Partners in der unerlaubten Umgestaltung der Junggesellenwohnung. Doch nicht die unerträglich giftgrüne Wandfarbe treibt Max zu seinem ultimativen Entschluss, sondern die abgehängten italienischen Trashfilm-Plakate, die Evelyn zu allem Übel auch noch mit zahlreichen Falzkanten versieht.
Denn vielleicht ist BURYING THE EX einfach nur eine Liebeserklärung des Regisseurs an sein früheres Publikum. Max und Halbbruder Travis sind als eben jene Fanbase zu identifizieren, die sich damals ganz sicher auch sämtliche Joe-Dante-Filme angesehen hätte, wären diese denn Teil der innerdiegetischen Welt. Max ist ein zutiefst liebenswürdiger Endzwanziger, der seine in Kindheitstagen wurzelnde, aus fantastischer Fiktion zusammengeschusterte Lebenswelt zu verteidigen hat. Das Dilemma ist sodann nicht nur ein zwischenmenschliches, sondern ein zutiefst persönliches. Er muss erkunden, wie weit seine individuelle Bereitschaft für eine Partnerschaft geht, die die Eigenschaften einer nervtötenden, hippen Nach-2000er-Kultur verkörpert. Hoffnungslos entgleitet dem alternden Geek die Heimeligkeit seines Kosmos, in dem er sich einst in Sicherheit wiegte. An der Tagesordnung stehen nun vegane Ernährung und ökologisches Bewusstsein, aufoktroyiert von einem popkulturfeindlichen Menschentypus, der nicht empfänglich ist für die verruchten Freuden des Absurden und einer übermäßigen weltverbesserischen Raison verhaftet ist. Dass Evelyn zur Untoten mutiert, die mit fieser Fratze diese Werte karikieren darf, ist freilich die allzu simple Ironie dieses Films.
Erschienen auf Critic.de
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Burying the Ex, USA 2015, Regie: Joe Dante, Mit: Anton Yelchin, Ashley Greene, Alexandra Daddario, Oliver Cooper, u.a.
Anbieter: Koch Media