Ein frühes Werk (1979) des Regisseurs Jonathan Demme, der einige Jahre später vor allem durch seinen bahnbrechenden Film DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER zu Bekanntheit gelangen sollte. TÖDLICHE UMARMUNG ist ein Film, dem seine Wurzeln deutlich anzumerken sind. Mehr als einmal wird der Zuschauer darauf aufmerksam gemacht, dass er sich (zusammen mit den handelnden Figuren) genauso gut in einem Thriller von Alfred Hitchcock befinden könnte. Diese Eindrücke machen sich in einigen hitch-typischen Kameraeinstellungen bemerkbar, z. B. wenn der Protagonist aus der Vogelperspektive fotografiert wird und uns die Umgebung um ihn herum daran erinnert, wie verloren und vergleichsweise unbedeutend das menschliche Individuum doch ist. Verstärkt wird ebendieser Eindruck durch die gelungene Action-Szene im Glockenstuhl einer Kirche, die uns unwillkürlich an VERTIGO erinnert. Abgerundet wird das Gesamtbild durch die hervorragende und bemerkenswerte Musik des Komponisten Miklós Rózsa, der den mitunter sehr ruhigen Bildern eine dennoch bedrohliche Note verleiht.
Insgesamt kommt TÖDLICHE UMARMUNG etwas ruhiger daher. Wer bunte Knalleffekte oder ausufernde Action-Szenen erwartet, wird diesem Film nichts abgewinnen können. Liebhaber eines sich langsam entwickelnden Spannungsbogens und mysteriöser Ereignisse, die sich erst im letzten Drittel nach und nach auflösen, werden hier schon eher auf ihre Kosten kommen. TÖDLICHE UMARMUNG ist nicht spektakulär und in keiner Weise wegweisend. Der Film besticht jedoch in erster Linie durch seinen glaubhaft und souverän agierenden Hauptdarsteller Roy Scheider, auf den die Handlung quasi zugeschnitten ist. Scheider gelingt es durch seine Darstellung, dass man als Zuschauer am Ball bleibt, um zu erfahren, warum ausgerechnet Scheider als Agent Hannan Teil einer Verschwörung geworden ist, die als Ziel nur seinen Tod kennt. An seiner Seite steht die Studentin Ellie, die von Janet Margolin ähnlich glaubhaft und vor allem ungemein abwechslungsreich dargestellt wird. Um diese beiden Figuren herum entwickelt sich die Handlung des Films mitunter etwas zu gemächlich, bis sie in einem souverän umgesetzten Finale an den kameratechnisch gut eingefangenen Niagara-Fällen ihren Ausgang nimmt.
Das Drehbuch schrieb David Shaber auf der Grundlage des Romans „The 13th Man“ von Murray Teigh Bloom. Die Bildqualität wirkt trotz einiger Jahre, die der Streifen bereits auf dem Buckel hat, erstaunlich frisch. Der Ton geht ebenfalls in Ordnung. Ein etwas seltsamer Eindruck bleibt durch die Synchronisation Roy Scheiders durch Armin Müller Stahl zurück, der hier meines Erachtens nicht so recht auf den Rollentyp Scheider passt. Die DVD bzw. Blu-ray befindet sich in einem Pappschuber, auf dessen Front das identische Cover prangt wie auf dem Schuber selbst. Das gemalte Motiv zeigt eine Szene aus dem Finale und ist optisch durchaus ansprechend.
Mein Fazit: Bei TÖDLICHE UMARMUNG handelt es sich um einen frühen Thriller von Jonathan Demme, der die Nähe zu den Werken Hitchcocks sucht, dessen Qualitäten jedoch nie ganz erreicht. Dennoch handelt es sich hier um einen durchaus unterhaltsamen und spannenden Film, der vor allem durch seine beiden glänzend aufgelegten Hauptdarsteller besticht. Ein weiterer positiver Aspekt bildet die Musik von Miklós Rózsa, die die überwiegend stimmungsvollen Bilder ansprechend untermalt und zur Steigerung der Spannung nicht unwesentlich beiträgt. Als Gesamtpaket gesehen liegt hier ein unterhaltsamer Thriller in einer ordentlichen Aufmachung vor.
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Last Embrace, USA 1979, R: Jonathan Demme, D: Roy Scheider, Janet Margolin, Charles Napier, Christopher Walken, Jacqueline Brookes, John Glover u.a.
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