Die Hoffnung stirbt zuletzt. Von Rudi Specht

Von Rudi Specht

Gehofft hat man auf einen fesselnden Film mit interessantem Plot und Darstellern, denen man als Verehrer tarantinoesker Kinokost gern bei ihrer mimischen Arbeit zusieht. Cover_Hope-Lost Und auch wenn HOPE LOST kein wirklich misslungenes Werk ist, schafft er es jedoch nicht ganz, die Erwartungen des Zuschauers angesichts der Besetzung zu erfüllen. Die Handlung ist, wie auch vor allem die weiblichen Charaktere, am Reißbrett konstruiert und lässt motivierte Erzählstränge nicht erkennen. Zu groß sind die logischen Lücken, zu abstrus die Wendungen, zu unglaubwürdig und zu wenig ausgearbeitet die handelnden Personen.

HopeLost_00007 Die junge Sofia (hervorragend: Francesca Agostini) verdient sich ihr Geld mit der Arbeit in einer Näherei. Sie lebt mit ihrem kleinen Bruder und ihrer Mutter in einem nicht unstattlichen Haus. Trotz alledem scheint sie unzufrieden und verlässt das traute Heim Hals über Kopf, um mit dem bekannten Filmproduzenten Gabriel (Andrey Chernyshov), den sie mit ihren Freundinnen in einer Disco kennenlernt, nach Rom aufzubrechen und dort in einer Reality-Serie fürs Fernsehen mitzuwirken. Real ist dann aber leider, dass Gabriel sie dem Zuhälter Manol (herrlich schmierig, wenn auch ein wenig lustlos gespielt von Michael Madsen) überlässt, der Sofia mit brutalen Methoden zur Prostitution zwingt. Immer unter den Augen der helfenden Hände Manols (unter anderem stapft hier Kultfurchengesicht Danny Trejo eher unbeholfen durch die nächtliche Straßenstrichlandschaft) ergibt sich Sofia ihrem Schicksal, bis sie Alina (Mischa Barton) als weiblichen Freier gewinnt. Alina ist eine ehemalige Söldnerin, die in Somalia Geständnisse per Folter erzwingen musste, darüber offensichtlich traumatisiert wurde und sich nun ab und an von Damen des horizontalen Gewerbes selbst foltern lässt. Zwischen Sofia und Alina entsteht einer Art von Beziehung, die wahrscheinlich am ehesten mit dem Begriff der gegenseitigen Abhängigkeit beschrieben werden kann. Der von Daniel Baldwin dargestellte Ettore, der seinerseits Boss des Zuhälters Manol ist, beschließt, Sofia und eine weitere Prostituierte, die auch noch schwanger ist, in einem Snuff-Film vor laufender Kamera zu Tode foltern zu lassen, um diesen dann auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Nachdem Söldnerin Alina dem furchengesichtigen Helferlein mit Hilfe des Einsatzes unisolierter Stromkabel den Aufenthaltsort Sofias und das Vorhaben der bösen Buben entlockt hat, startet sie einen bewaffneten Befreiungsversuch, um Sofia aus den Händen der mit Sieben-Zwerge-Masken und Metzgerschürzen bekleideten Folterknechte zu erretten.

HopeLost_00001 Regisseur David Petrucci, der hier mit HOPE LOST seinen zweiten abendfüllenden Spielfilm abliefert und diesen auch selbst geschnitten hat, bedient sich nicht nur der häufig von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez genutzten Schauspieler, sondern versucht sich auch optisch und storytechnisch an den Erfolgen seiner offensichtlichen Vorbilder. Zwar gelingt ihm das nur halb so gut, doch das eine oder andere filmische Versatzstück kann zumindest als Hommage verstanden werden und entsprechend haben Kenner des Genres ihren Spaß. Immerhin weist der Film kaum Längen auf, allerdings auch keine sonderlich ausgeklügelte Dramaturgie. Die Kameraarbeit von Davide Manca ist solide, die musikalische Untermalung sogar ganz gelungen lässig. Dass das Budget eher gering war und wahrscheinlich größtenteils von den US-Schauspielern verschlungen wurde, sieht man der Produktion leider deutlich an. Deren Auftritte sind gewohnt professionell, aber die interessanteren Darstellungen liefern diesmal die unbekannteren Akteure. Vor allem Francesca Agostini als Sofia und Andrey Chernyshov als Gabriel überraschen mit sehenswerten Leistungen.

HopeLost_00003 Im Ganzen also ist HOPE LOST nicht wegen, sondern trotz seiner prominenten Darsteller-Riege noch durchaus ansehnlich geworden. Aber bitte nur in der englischen Tonfassung, denn die deutsche Synchronfassung dieses Films ist weit mehr als nur ärgerlich ausgefallen. Ungelenk, unmotiviert, unpassend und unprofessionell sind hier noch die harmloseren Attribute, die einem in den Sinn kommen. Gerade die starken Momente, die der Film durchaus hat und auch dringend braucht, werden durch die deutschen Stimmen gnadenlos vernichtet.

Es bleibt die Überzeugung, dass Regisseur David Petrucci es noch besser kann und er uns dies auch irgendwann noch beweisen wird.

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Hope Lost, Italien 2015, R: David Petrucci, D: Francesca Agostini, Danny Trejo, Mischa Barton, Michael Madsen, Daniel Baldwin

Anbieter: Mad Dimension