Wer I AM SOLDIER nicht kennt, ist klar im Vorteil. Daher nur kurz: Mickey(!) plagen Albträume, während er sich den harten Ausbildungsetappen zum Soldat beziehungsweise Fallschirmjäger beim Special Air Service stellt. Sexy Captain Dawn Canterburry, die alle Mannsbilder in Krav Maga unterrichtet, wartet als Prämie. Doch zuerst gibt’s das versöhnliche Bier im Pub mit Sergeant Carter. Sein böser Blick tut nichts mehr zur Sache. I AM SOLDIERs Regisseur und Drehbuchautor Ronnie Thompson interessiert sich dann doch nicht für den verjährten US-amerikanischen Antikriegsfilm-Ausbildertyp eines Sergeant Hartmans (FULL METAL JACKET, 1987). Das macht den Film allerdings nicht auf eine geerdete Art realistischer oder ambivalenter, im Gegenteil. Mickey ist nach auffallend didaktisch und langweilig vermittelten Gemeinheiten respektierter Teil einer geschlossenen Gruppe, die angesichts des allgegenwärtigen Terrors in jedem Fall der richtigen Seite anzugehören hat.
Mit der Korrektur des Sergeant Carter ist die erste Gerade vollendet, während das Ereignis im Bett weiterhin auf sich warten lässt. Es passt auch nicht in diesen Film, wäre ein Fehler innerhalb einer chronologischen Heranführung, mit der hier für die Notwendigkeit eines immer schon vorgängig traumatisierten, vorerst durch Folter zu entmannenden Soldatentums geworben wird. Die den Mann demütigende Terroristin markiert in den kahlen und schmutzigen Zermürbungs-Settings die scheinbar hinterhältigste Foltervariante, auf die man vorbereitet sein muss. Womit die bekannten Bilder aus Abu Ghraib nicht ausgelöscht werden (das ist nicht möglich), sondern – was genauso schlimm ist – unkommentiert verkehrt werden. Bevor also Dawn endgültig mit frisch drapierter Welle in Mickeys Bett fallen und das Bild der entwaffnenden, westlichen Frau endgültig geraderücken kann, muss der Soldat erst noch wiederfinden, was ihm genommen wurde. Noch einmal vibriert Dawns Mobiltelefon. Sie nimmt das Gespräch an, wechselt die Sprache und haut ab. Damit ist die letzte Station eingeläutet. Bosnische Islamisten spielen bereits in einer Lagerhalle um die Ecke mit einer gelb-roten Sprengstoffstange, aber die gehört – eh klar – zu Mickey. Was soll man dazu sagen!?
