Wer meint, Toho hätte mit FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT (1972) die einst so ernsthaft motivierten Monsterfilme alter Honda-Schule bereits ausreichend demontiert, sieht sich in Anbetracht des direkten Nachfolgers KING KONG – DÄMONEN AUS DEM ALL eines Besseren belehrt. Wem danach ist, das schlummernde, innere Kind nochmal aus dem Schlaf zu rütteln und mit viel Tam-Tam zum filmischen Topfschlagen einzuladen, der liegt hier goldrichtig. Kindergeburtstag mit Weltalldämonen – und der liebenswertesten Megaechse, die die Leinwand je gesehen hat.
Retrospektiv können einem die Jungs bei der Toho ja leidtun; zur Entstehungszeit dieses Filmes kam es ganz dick für das einst so mächtige Studio: die alten Erfolgsrezepte der Monsterfilme von Ishirō Honda griffen nicht mehr, das Fernsehen ließ einen Großteil des einstigen Kinopublikums in den heimischen Wohnzimmern verweilen, die Ölkrise zu Beginn der 1970er Jahre tat ihr Übriges dazu. Doch Produzent Tomoyuki Tanaka blieb ein Mann mit Prinzipien; denn nachdem die Zuschauer einen – für ihn selbst unfreiwilligen – ‚Querschläger‘ wie FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER (1971) nicht honorierten, sollte ihm so etwas nicht noch einmal passieren. Stattdessen strippte er die ehedem so ernste Grundthematik hier nun endgültig auf absolut kindgerechte Unterhaltung um – ohne jedoch die Finanzen aus dem Blick zu verlieren.
Lediglich in zwei Segmenten gab es wieder Investitionen, so in Gestalt eines neuen, auf Kinder abgestellten Godzilla-Kostüms. ‚Endlich‘ verfügte das vormals so angsteinflößende Monster über treuherzige Kulleraugen und watschelte insgesamt derart tapsig durch die Inszenierung, dass es gar nicht mal so unangenehm ist, dass Godzillas Screentime nicht unbedingt üppig ausfällt.
Ebenso wurde für KING KONG – DÄMONEN AUS DEM ALL ein neuer Soundtrack in Auftrag gegeben, wobei Riichiro Manabes Musik von den Fans allgemein als unpassend empfunden wird. Dass mag verständlich sein, wenn man die symphonisch-theatralischen Klänge des genialen Akira Ifukube noch im Ohr hat. Doch losgelöst vom unfairen Vergleich wirkt Manabes Score – das Sujet und die Entstehungszeit berücksichtigend – wie ein konterkarierendes und ironisierendes Element, sehr verankert im damaligen Hier und Jetzt.
Anolis legt mit dieser Veröffentlichung den mittlerweile unglaublichen dreizehnten Teil seiner beispielhaften Kaiju-Collection vor. Das wertig-massive Metalpack fasst wiederum zwei DVDs, wobei die erste Scheibe neben der ungekürzten, mit hervorragender Bildqualität gesegneten japanischen Kinofassung (sowohl mit Originalton als auch der deutschen Synchronisation) einen wie immer höchst informativen und launisch vorgetragenen Au¬diokommentar des unterhaltsamen Kaiju-Gespanns Jörg Buttgereit und Bodo Traber enthält.
Ganz rational betrachtet wird man KING KONG – DÄMONEN AUS DEM ALL nicht gerecht; wer diesen Film nicht durch den weichzeichnenden Schleier der ewig bleibenden Kindlichkeit ansieht, geht gnadenlos baden. Wer jedoch schon so weit ist, der wird sich zurückversetzt fühlen in alte Kinosäle oder die Sonntagnachmittagsprogramme im Privatfernsehen. In die Zeit, als prügelnde und hemdsärmelige Supermonster sich gegenseitig vertrimmten, in denen die poppigen 1970er sich mit Effekt ins kollektive Gedächtnis flankten. Wo Kinder noch staunen konnten und Männer wieder zu Kindern wurden. KING KONG – DÄMONEN AUS DEM ALL ist trotz oder gerade wegen all seiner objektiven Mängel ein Zeitdokument von subjektiv unschätzbarem Wert – und in dieser Veröffentlichung ein Weiheschlag für jede Sammlung!
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Gojira tai Megaro, Japan 1973, R: Jun Fukuda, D: Katsuhiko Sasaki, Hiroyuki Kawase, Yutaka Hayashi, Robert Dunham, Kotaro Tomita, Wolf Otsuki
Anbieter: Anolis Entertainment