Von Rudi Specht
PINUP DOLLS ON ICE, der es in Deutschland erst mit zweijähriger Verspätung in den Vertrieb geschafft hat, ist die Fortsetzung des 2009, ebenfalls von Regisseur Geoff Klein inszenierten BIKINI GIRLS ON ICE. Während es sich bei den Bikini Girls noch um Fußballerinnen eines College-Teams handelte, die auf der Fahrt mit dem Bus zu einer Bikini-Autowasch-Spendenaktion an einer Tankstelle dem psychisch nicht ganz einwandfreien Moe begegneten, der die Mannschaft auf unschöne Art bis zur Spielunfähigkeit durch Ableben der Mitglieder dezimierte, dürfen wir in PINUP GIRLS ON ICE dem Treiben und den Trieben einer Retro-Betty-Page-Gedenk-Stripperinnen-Truppe beiwohnen, die auf einen Campingplatz eingeladen werden, um hier den Freunden naturnahen Wohnens die abendliche Langeweile zu vertreiben.
Bei PINUP DOLLS ON ICE handelt es sich, wie bei seinem Vorgänger auch, um einen lupenreinen Slasherfilm nach bewährtem Strickmuster ohne große Überraschungen. Und doch hat der Film einiges zu bieten und damit sind nicht lediglich die barbusigen Protagonistinnen gemeint, die in beispielsweise längeren Duschszenen ihre wohlgeformten Körper zur Schau stellen dürfen. Zwar handelt es sich dramaturgisch fast um eine Kopie von BIKINI GIRLS ON ICE, aber dies tut dem Unterhaltungswert, den der Film nach und nach entwickelt, deswegen keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Da die Kenntnis von BIKINI GIRLS ON ICE nicht zwangsläufig vorausgesetzt werden kann, funktionieren die Pinup Girls auch wunderbar, wenn man ihn nicht gesehen hat.
Besonders positiv fällt im Übrigen die Filmmusik des Komponisten Michael Vickerage auf. Schon im DVD-Menü fliegt einem ein Score in den Gehörgang, der in überaus angenehmer Weise stark an die Kompositionen Bernard Herrmanns (PSYCHO, VERTIGO – AUS DEM REICH DER TOTEN, MARNIE) erinnert. Und wenn im Film der Platzwart des Campingplatzes Clay auftaucht (herrlich gespielt mit blonder Haarpracht und der „schönsten Rotzbremse seit Magnum“ von Matt Popoff, der unverständlicherweise bisher nur in diesem einen Film mitgewirkt hat, obwohl man glaubt, das Gesicht schon mindestens ein Dutzend Mal gesehen zu haben), werden wir mit einem 70er-Jahre-Groove verwöhnt, von dem man glauben möchte, es handele sich hier um einen verschollen Track aus dem Blaxploitationkracher CLEOPATRA JONES GEGEN DIE DRACHENLADY.
Für Freunde des Splatter- und Slashergenres tatsächlich empfehlenswert und auch für alle anderen definitiv ansehbar.
Darauf eine Bloody Mary. Mit Eis.
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Pinup Dolls on Ice, Kanada 2013, R: Geoff Klein, Melissa Mira D: Karine Kerr, Suzi Lorraine, William Jarand, Kyla Shinkewski, Melissa Mira
Anbieter: donau film