Randale im Wilden Westen.

Im Jahr 1880 erweckt das Gebiet der Furnace Hills im Territorium der Apachen auf Grund seiner sagenhaften Silbervorkommen Begehrlichkeiten skrupelloser weißer Syndikate. Der Legende nach sollen die Indianer ihre Gewehre sogar mit Kugeln aus Silber laden. Im Mittelpunkt der sich zuspitzenden Situation zwischen Weißen und den Ureinwohnern steht das Fort Furnace Creek, das dringend Verstärkung und Nachschub benötigt. Doch der Befehlshaber der Kavallerie-Eskorte für einen auf dem Weg dorthin befindlichen Versorgungstreck, Captain Walsh, erhält den Befehl, seine Soldaten umgehend abzuziehen und diesen Treck allein und ohne militärischen Schutz durch das Gebiet der aufständischen Apachen unter der Führung des berüchtigten Häuptlings Little Dog weiterfahren zu lassen.

RacheOhneGnade_Poster Die Folgen sind fatal für den Treck, das Fort – und für die Apachen. Denn als Konsequenz des Massakers von Fort Furnace Creek wird der Friedensvertrag mit den Apachen gekündigt, die Indianer aus ihrem bislang allein ihnen vorbehaltenen Territorium vertrieben und das Land für weiße Siedler und Syndikate zur Erschließung freigegeben. Zehntausende Siedler, Minenarbeiter und Händler strömen in die Furnace Hills, es entstehen neue Städte und die größte Boomtown ist Furnace Creek unweit des zerstörten Forts. Der größte Gewinner aber ist das „Furnace Creek Mining and Development Syndicate“, das schon einen Tag nach Freigabe seine Claims auf die Silbervorkommen angemeldet hatte.

Das riecht nach einer lange vorbereiteten, heimtückischen Verschwörung und die Ermittlungen eines Kriegsgerichts richten sich gegen den vermeintlichen Urheber dieses tödlichen Befehls, General Fletcher Blackwell, der von Captain Walsh schwer belastet wird und dem nun vorgehalten wird, dass er oder seine beiden Söhne eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt hätten, weil der General bei früheren Erkundungen die reichen Silbervorkommen entdeckt hatte, dies aber vor der Öffentlichkeit geheim hielt. Nur zum Schutz der Indianer vor geldgierigen Weißen, behauptet der General und bestreitet, jemals einen solchen Befehl gegeben zu haben, aber das Corpus Delicti, der schriftliche Befehl ist laut Aussage von Walsh samt Pferd und Satteltaschen – welch ein Zufall – von den Indianern geraubt worden. Blackwell kann die Vorwürfe nicht weiter entkräften, da er noch im Zeugenstand einen Herzanfall erleidet und stirbt. Seine beiden Söhne Rufe, ein Artillerieoffizier, und Cash, ein Spieler, der seinen Familiensinn wieder entdeckt, versuchen nun zunächst unabhängig voreinander, den guten Ruf ihres Vaters wieder herzustellen, und die wahren Urheber des Komplotts zu entlarven.

RacheOhneGnade_3 FURY AT FURNACE CREEK ist einer der wenigen Western von Victor Mature (1913-1999), entstanden zwei Jahre nach seinem Western-Debüt als Doc Holliday in John Fords klassischem MY DARLING CLEMENTINE (TOMBSTONE / FAUSTRECHT DER PRÄRIE). Eigentlich war der Sohn eines Einwanderers aus dem damals österreichisch-ungarischen Trentino und einer Amerikanerin mit Schweizer Wurzeln als „Patent-Exot“ (Joe Hembus) für in der Antike spielende Sandalen- und Bibelfilme bekannt, wie SAMSON AND DELILAH (1949, Regie: Cecil B. DeMille), THE ROBE (DAS GEWAND, 1953, Regie: Henry Koster) und dessen Fortsetzung DEMETRIUS AND THE GLADIATORS (1954, Regie: Delmer Daves) u. a., sowie einige Musicals und Komödien. Seine Filmographie verzeichnet nur fünf Western, neben den beiden vorgenannten noch CHIEF CRAZY HORSE (SPEER DER RACHE, 1955, Regie: George Sherman), wo er den titelgebenden legendären Sioux-Häuptling spielt, THE LAST FRONTIER (DRAUSSEN WARTET DER TOD, 1955, Regie: Anthony Mann) und ESCORT WEST (PATROUILLE WESTWÄRTS, 1958/59, Regie: Francis D. Lyon). Trotz seiner Erfolge hat er sich selbst nicht als Schauspieler verstanden: „Actually, I am a golfer. That is my real occupation. I never was an actor. Ask anybody, particulary the critics”.

Doch zumindest MY DARLING CLEMENTINE gilt bis heute als eines der Meisterwerke des Westerngenres und auch FURY AT FURNACE CREEK wird von Halliwell´s Film Guide zwar als „old-fashioned“ und mit „standard excitements“ bezeichnet, aber wegen seiner guten Erzählstruktur gelobt. Was den Film aber sehenswert macht, sind die Nebenfiguren, die mit oder gegen Matures Cash Blackwell agieren.

RacheOhneGnade_2 Das ist zum einen Coleen Gray als liebliche „Molly“, in Howard Hawks RED RIVER John Waynes unvergessene Liebe „Fen“, diesmal aber mit Happy End. Da ist Charles Kemper als „Peaceful Jones“, der hier viel sympathischer daherkommt als der sinistre „Uncle Shiloh Glegg“ in John Fords WAGONMASTER (WESTLICH ST. LOUIS, 1950), wo er mit seiner Gang den Siedlertreck bedroht. Und als Running Gag trägt er in Furnace Creek immer wieder den Baumstamm umher, an den man ihn wegen seiner Sauferei ankettet. Da ist auch der Brite Reginald Gardiner als Captain Walsh, den man sonst meist nur als „Commander Schultz“ aus Chaplins GREAT DICTATOR kennt.

Da ist aber auch einer der großen Hollywood-Bösewichte, Albert Dekker als gieriger Syndikatsboss „Leverett“, der schon in den Klassikern des Film Noir, Robert Siodmaks THE KILLERS (RÄCHER DER UNTERWELT, 1946) und Robert Aldrichs KISS ME DEADLY (RATTENNEST, 1955) und in Sam Peckinpahs THE WILD BUNCH (1969) sein Unwesen trieb. Assistiert von Roy Roberts als „Al Shanks“, einer der vielen namentlich kaum bekannten Supporting Actors in Hollywood, dessen Gesicht in über 900 Bühnen-, Film- und Fernsehproduktionen zu sehen war, so z. B. neben Humphrey Bogart als Polizeioffizier in THE ENFORCER (DER TIGER, 1950, Regie: Bretaigne Windust/Raoul Walsh) und später in TV-Serien wie BONANZA oder GUNSMOKE (RAUCHENDE COLTS).

RacheOhneGnade_1 Und last but not least Jay Silverheels (1912-1980) als „Little Dog“, ein aus Kanada stammender waschechter Mohawk-Indianer, Sohn eines Häuptlings, der mit richtigem Namen Harold J. Smith hieß und „der wohl populärste Native Actor mit eigenem Profil“ wurde (Matthias Peipp / Bernhard Springer: „Edle Wilde – Rote Teufel“, Heyne Filmbibliothek 1997). Neben Western wie YELLOW SKY (HERRIN DER TOTEN STADT, 1948, Regie: William A. Wellman) und BROKEN ARROW (DER GEBROCHENE PFEIL, 1950, Regie: Delmer Daves) spielte er von 1949 bis 1957 in der TV-Western-Serie THE LONE RANGER (DIE TEXAS RANGER) den loyalen Indianer „Tonto“ sowie in zwei TV-Filmen THE LONE RANGER (DER WEISSE REITER, 1956) und THE LONE RANGER AND THE LOST CITY OF GOLD (DER HELD MIT DER MASKE, 1958). Und damit auf immer und ewig mit dem Genre verbunden.

Und Victor Mature? Der wollte sich schon 1959 mit nur 46 Jahren vom Filmgeschäft zurück ziehen mit der Begründung: „It wasn’t fun anymore. I was ok financially so I thought what the hell – I’ll become a professional loafer“. Lange hat er das aber nicht durchgehalten. Schon im gleichen Jahr drehte er wieder – diesmal in Italien und natürlich wieder einen „Exoten“: den Karthagischen Feldherrn Hannibal in ANNIBALE unter der Regie von Carlo Ludovico Bragaglia und Edgar G. Ulmer. Nur in einem Western hat er nie wieder mitgespielt. Schade eigentlich – denn FURY AT FURNACE CREEK ist gute Unterhaltung.

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Rache ohne Gnade – Fury at Furnace Creek, USA 1948 | Regie: Bruce Humberstone | Darsteller: Victor Mature, Coleen Gray, Glenn Langan, Reginald Gardiner, Albert Dekker, Fred Clark, Charles Kemper, u.a.

Anbieter: Big Ben Movies

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