Gerade zurückgekehrt von einer Schlacht vor den Toren Jerusalems, wird Tribun Clavius (Joseph Fiennes) zu Pontius Pilatus (Peter Firth) gerufen, der eine neue Aufgabe für ihn bereithält. Clavius soll zusammen mit seinem neuen Adjutanten Lucius (Tom Felton) die Kreuzigung des Nazareners Jesus (Cliff Curtis) überwachen. Später werden beide beauftragt, das Grab zu versiegeln und zu bewachen, da Jesus seine Auferstehung nach drei Tagen verkündet hat. Dieses Ereignis würde die Macht Roms in Jerusalem untergraben und den angekündigten Besuch von Kaiser Tiberius gefährden. Es kommt wie es kommen muss – am nächsten Morgen ist das versiegelte Grab geöffnet und die Leiche verschwunden.
Pilatus fordert von Clavius und Lucius die Wiederbeschaffung der Leiche und die beiden beginnen ihre Nachforschungen, womit dieser Historienfilm eine ungewöhnliche Wendung nimmt und zumindest teilweise zu einer Art biblischem Detektivthriller mutiert. Es gibt bezahlte Informanten, Verfolgungsjagden und falsche Fährten. Und es gibt Zweifel, Glauben, Wunder und viele sonstige Ingredienzen, die man von einem Bibelfilm erwarten darf. Erfrischend unkonventionell sind hier die kriminalistische Sichtweise und die angenehme Zurückhaltung in Bezug auf Pathos und religiöse Ergriffenheit. Hier fällt niemand vor Ehrfurcht auf die Knie und außer der unspektakulären Heilung eines Leprakranken, werden dem Zuschauer auch keine billigen Inszenierungen angeblicher Wunder vorgesetzt. Das ist besonders überraschend wenn man bedenkt, dass der Film von Sonys Abteilung Affirm Films produziert wurde, die die Zielgruppe der gläubigen Amerikaner mit erbaulichen christlichen Werten versorgen soll.
Joseph Fiennes überzeugt als zweifelnder Ermittler mit Hirn und Schwert, während Peter Firth einen Pilatus gibt, der getrieben ist von seiner Angst vor dem kaiserlichen Besuch und gleichzeitig schwer genervt von Kaiphas und seinen heuchlerischer Pharisäern. Regisseur und Koautor Kevin Reynolds hat die Tage der Big-Budget-Produktionen wie ROBIN HOOD und WATERWORLD lange hinter sich gelassen, was jedoch nichts an seinem handwerklichen Können geändert hat. Aus den rund zwanzig Millionen Dollar hat er alles herausgeholt und liefert einen durchaus üppigen, sonnendurchfluteten Film mit strahlenden Farben, guten Darstellern und einer altbekannten, aber doch in neuem Gewand daher kommenden Geschichte. Der Film unterhält ohne zu missionieren und ist erheblich unterhaltsamer als Ridley Scotts fehlbesetztes, zähes und unfreiwillig albernes Epos EXODUS: GODS AND KINGS.
___________________________________________________________
Risen, USA/Spanien 2016, R: Kevin Reynolds, D: Joseph Fiennes, Tom Felton, Peter Firth, Cliff Curtis, Maria Botto, Luis Callejo, Antonio Gil u.a.
Anbieter: Sony Pictures