Eigentlich handelt es sich hier um ein vielbeachtete, mit Staraufgebot realisierte Serie, in der es um Beziehungen zwischen Familien im beschaulichen Monterey geht. Nicht gerade der Stoff, aus dem Splatting-Image-Rezensionen gemacht sind, denkt man. Denn werden hier nicht einfach Familienprobleme behandelt? Aber da war noch was. Irgendein Mord. Immer wieder wird die Chronologie des Geschehens von Zeugenaussagen unterbrochen. Kurz unterbrochen. So kurz, dass wir nicht einmal erfahren, was geschehen ist, wer ermordet wurde … lediglich, dass jemand ermordet wurde. Dieses große Vorenthalten von Wissen zum Zweck der Spannung ist ungewöhnlich, spitzt sich im Verlauf der 7 Folgen immer mehr zu und hält den Spannungsbogen bis am Schluss. Was geht da ab im beschaulichen Monterey?
In ihrer Offenheit und Gesprächigkeit für uns Zuschauer am ehesten Identifikationsfigur, forciert Madeline oft Zwietracht und Streitereien und ist weder mit ihrer Beziehung ganz zufrieden (zu einem liebevollen Mann, der zu Hause kocht und immer da ist) noch glücklich über ihren vergangenen Seitensprung. Zwischen der wunderschönen Celeste und ihrem jüngeren, ebenso schönen Mann (Alexander Skarsgard) existiert eine unselige Verbindung von Gewalt und Sex, die sie vor ihren Zwillingsjungs zu verheimlichen suchen. Renata leidet immer wieder etwas darunter, dass sie nebst dem Muttersein auch erfolgreich einer aufwändigen Lohnarbeit nachgeht (oder umgekehrt), und schließlich hütet die allein erziehende Jane ein dunkles Geheimnis, was Ziggys unbekannten Vater betrifft.
Jean-Marc Vallée (DALLAS BUYERS CLUB) hat ein Universum geschaffen, in dem Psychiater für einmal nicht Karikaturen sind, sondern auf gute Art wirklich helfen, in der Männer auch liebenswert sein können, in dem plötzlich auch Vernunft und Verzeihen wieder möglich werden – aber auch ein Universum, in dem es für gewisse Dinge kein Verzeihen mehr gibt. Vallée hat in allen 7 Episoden selbst Regie geführt und es hervorragend geschafft, uns bei der Stange zu halten. So wie uns Michael Kiwanukas Song in den Opening Credits immer wieder von Neuem begeistert, uns in die romantisch besetzte Welt von Monterey hineinzieht, und gleichzeitig das Drama vorwegnimmt. A perfect life is a perfect lie.
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Big little lies | USA 2017 | Regie: Jean-Marc Vallée | Drehbuch: David E. Kelley | Darsteller: Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley, Alexander Skarsgard, Adam Scott, Zoë Kravitz, Laura Dern