Drei Jahre nach den Ereignissen aus JURASSIC WORLD steht die Isla Nublar vor der endgültigen Zerstörung durch einen Vulkanausbruch. Dies würde das Ende der dort noch immer lebenden Dinosaurier bedeuten. Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die ehemalige Parkmanagerin, setzt sich inzwischen für den Schutz der Dinos ein und versucht Geld aufzutreiben für eine Rettungsaktion. Von Benjamin Lockwood (James Cromwell), dem ehemaligen Partner des verstorbenen Jurassic Park Gründers John Hammond, erhält sie in letzter Sekunde eine finanzielle Zusage für die Dinorettung. Lockwoods rechte Hand, Eli Mills (Rafe Spall), hat jedoch ganz andere Pläne mit den Dinos, besonders mit Blue, dem von Owen Grady (Chris Pratt) trainierten Raptor.
Und so kommt es, wie es kommen muss. Allerhand geht schief und das seit dem ersten Teil regelmäßig von Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) prophezeite Chaos nimmt seinen Lauf.
War schon Trevorrows JURASSIC WORLD nicht gerade eine Sternstunde innovativen Geschichtenerzählens, so bestätigt dieses Sequel leider, dass sich seine Künste als Drehbuchautor in der Zwischenzeit nicht unbedingt verbessert haben. Dinos als Waffe? Hatten wir schon. Geldgier und deren blutige Folgen? Hatten wir auch schon. Ein Haufen schwer bewaffneter, aber strunzdummer Muskelprotze als Dinofutter? Auch ein alter Hut.
Es gibt zahllose Sequenzen, deren Ausgang man problemlos weit vor ihrem Höhepunkt vorhersagen kann. Endlose Unwahrscheinlichkeiten reihen sich aneinander, während furchtbar schlecht geschriebene Pappcharaktere furchtbar platte Dialoge und meist unwitzige Oneliner von sich geben. Die prominente Darstellerriege schwankt zwischen Langeweile und schamloser Übertreibung und nicht mal Jeff Goldblum kann den Charme seiner Darstellung aus den Vorgängerfilmen erneut aufleben lassen.
All dies konterkariert die offensichtliche Absicht, mit diesem Film auch ein Statement zu ungezügeltem Kapitalismus, Tier- oder Artenschutz und den Gefahren von Gentechnik abzugeben. Dazu fehlt dem Film, mit Ausnahme einer Sequenz mit Lockwoods Nichte Maisie (Isabella Sermon), einfach der nötige Ernst, aller Humorlosigkeit zum Trotz.
Regisseur J.A. Bayona, dessen Filme A MONSTER CALLS, THE IMPOSSIBLE und THE ORPHANAGE sich durch überzeugende Drehbücher und visuellen Flair auszeichneten, scheint hier gefangen im Korsett des plumpen Drehbuchs aus der Blockbuster-Retorte. Zwar gelingen ihm hier und da einige stimmungsvolle Schattenspielereien und Kameratricks inklusive einer originellen Verneigung vor Murnaus NOSFERATU. Aber diese kleinen Highlights unterstreichen eher noch die Defizite der Geschichte.
Tiefpunkt der ganzen Angelegenheit ist eine Auktion der von der Insel „geretteten“ Dinos, deren Teilnehmer aus den üblichen Verdächtigen wie russischen Oligarchen, Großindustriellen und sonstigen reichen Nichtsnutzen besteht, bei denen aber auch nicht ein einziges Klischee ausgelassen wird. Als Krönung des Ganzen wird der arme Toby Jones (ATOMIC BLONDE) mit schlechter Perücke, falschen Zähnen und wildem Chargieren als Zeremonienmeister verheizt. Man wünscht ihm, dass der Scheck dafür üppig genug war.
Wo wir gerade bei den Darstellern sind, so fällt auch die Entwicklung von Pratt und Howard eher dürftig aus. Beide sind nach wie vor sympathische Gesellen und Howard flüchtet nicht mehr mit Stilettos vor den Dinos, aber beide haben auch erschreckend wenig zu tun, was einem nach Filmende im Gedächtnis bleiben würde. Für mich war die junge Isabella Sermon als Maisie Lockwood die positive Überraschung. Grundsätzlich allergisch gegen altkluge Rotzgören, überraschte sie mich mit Charme, guter Darstellung und – abgesehen von ein paar obligatorischen Kreischereien – einem ziemlich geringen Nervfaktor.
Die Effekte sind erwartungsgemäß tadellos. Soweit meine Augen mich nicht getäuscht haben, sind eine Vielzahl praktischer Effekte enthalten und auch die CGI-Effekte verkommen nicht zu einem digitalen Overkill. Ausstattung, Kamera, Schnitt und Giacchinos Score sind überzeugend, auch wenn der Film aufgrund seiner unglücklichen Story einige Durchhänger hat und letztlich enttäuschend undramatisch daherkommt. Selbst das Finale ist zwar technisch exzellent gemacht, aber durch seine Struktur so durchsichtig, dass das Ende des großen Indoraptors einfach verpufft.
Wenn man bedenkt, dass Co-Autor Derek Connolly auch Co-Autor des zwar einfach gestrickten, aber höchst unterhaltsamen KONG: SKULL ISLAND ist, fragt man sich schon, ob seine damaligen Mitschreiber Max Borenstein (GODZILLA) und Dan Gilroy (NIGHTCRAWLER) vielleicht den Großteil dieses Monsterabenteuers geschrieben haben. Zumindest ist nichts von dessen Leichtigkeit und Abenteuerlust im gefallenen Königreich erkennbar.
Insgesamt haben wir hier also ein recht enttäuschendes Ergebnis, was zu zwei Einsichten führt: Erstens ist Spielbergs JURASSIC PARK ein echtes Meisterwerk. Zweitens war dies vermutlich das letzte Dinopark-Abenteuer, für dessen Betrachtung auf der großen Leinwand ich mein Eintrittsgeld an der Kinokasse abgegeben habe.
Ach ja: Noch ein kleiner Hinweis für Abspannflüchtlinge: Dies ist zwar kein Marvel-Film, aber es gibt am Ende der Credits noch eine kurze Szene – allerdings ist auch die nicht sonderlich überraschend.
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Jurassic World – Fallen Kingdom; USA 2018 | Regie: Juan Antonio Bayona | Drehbuch: Derek Connolly, Colin Trevorrow nach Charakteren von Michael Crichton | Musik: Michael Giacchino | Kamera: Oscar Faura | Schnitt: Bernat Vilaplana | Production Design: Andy Nicholson | Mit: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Rafe Spall, Isabella Sermon, Justice Smith, Daniella Pineda, James Cromwell, Toby Jones, Ted Levine, B.D. Wong, Jeff Goldblum, Geraldine Chaplin | Laufzeit: 130 Min.