Selten werden im Westen Filme gedreht, die nicht im Westen handeln – ausser vielleicht Actionfilme des James-Bond-Mission-Impossible-Genres. Hier aber gehts um ein Drama, eine menschliche Katastrophe. In Thomas Vinterbergs auf wahren Ereignißen basierendem Drama KURSK steht ein russisches Atom-U-Boot im Zentrum. Zu Beginn von Putins Präsidentschaft im Jahr 2000 spielte sich in der Barentsee jener U-Boot-Unfall ab, der weltweit für Aufsehen sorgte und als Vorlage für diesen Film diente.
Das Familienglück vermittelt uns auch gleich, wo die Crew ihr Zuhause hat. Nicht auf dem Meer wie Captain Ahab, sondern in einem Marineort, in dem Familien leben und sich kennen. Alte sowjetische Community – die aber leider nicht mehr so funktioniert wie früher.
Auf die alte Loyalität unter Marinesoldaten vertraut auch die Crew, die auf dem Meeresboden der eisigen Barentsee im letzten ungefluteten Teil der Kursk ausharrt, zittert, singt und überlebt. Immer wieder tauchen Probleme auf, paßieren tragische Mißgeschicke und siegt der Überlebenswille. Der Teamgeist setzt sich durch. Doch es reicht nicht.
Vladimir Putin selbst wäre im Originalscript in etwa 5 Szenen zu sehen gewesen, doch Luc Besson, als Leiter der Produktionsfirma EuropaCorp, ließ die Szenen noch vor dem Dreh herausstreichen, weil er stärker die Tragödie als die politische Brisanz thematisieren wollte (selbst wenn Putin, dessen Vater in der Marine diente, angeblich mit Anteilnahme porträtiert worden wäre). Trotzdem verweigert Maikhails kleiner Sohn bei der Trauerfeier dem Flottenchef den Handschlag, die nachfolgenden Mädchen und Jungen tun es ihm nach. Das Vertrauen in die Marine ist gebrochen.
Und im Gegensatz zum US-Kino betont KURSK statt eines individuellen Helden die Zusammengehörigkeit als Team – beinahe in der Tradition des frühsowjetischen Kinos. Trotzdem schade: Vinterberg ist einen langen Weg gegangen seit FESTEN. Nicht zu seinem Besten.
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Kursk, Frankreich/Belgien/Luxemburg | 2018 Regie: Thomas Vinterberg | Drehbuch: Robert Rodat | Kamera: Anthony Dod Mantle | Musik: Alexandre Desplat | Darsteller: Matthias Schoenaerts, Léa Seydoux, Colin Firth, Peter Simonischek, August Diehl, Max von Sydow | 117 min.