Es ist Jahre her, dass die fünf Crain-Geschwister mit ihren Eltern Olivia (Carla Gugino, GERALD´S GAME) und Hugh (Henry Thomas, OUIJA–ORIGIN OF EVIL) in das alte Hill House einzogen. Hugh und Olivia wollen das Haus renovieren, teuer verkaufen und dann ihr „Für immer“-Haus bauen. Doch der Aufenthalt im Hill House hat auf jedes Familienmitglied unterschiedliche und verstörende Auswirkungen, die schließlich in einer Tragödie und der überstürzten Flucht aus dem Haus münden. Noch Jahre später werden die Geschwister von den damaligen Vorgängen verfolgt und eine weitere Tragödie führt sie zurück in ihre Vergangenheit.
Alle Kinder habe sich über die Jahre von ihrem Vater Hugh (Timothy Hutton – STARK-THE DARK HALF) abgewendet, der seine Frau Olivia bei der überstürzten Flucht im Hill House zurückließ, wo sie unter mysteriösen Umständen den Tod fand. Über den genauen Hergang hat Hugh die Kinder nie informiert. Diese von inneren Spannungen zerrüttete Familie muss nun einen Weg finden, die Geheimnisse der Vergangenheit ans Licht zu holen und den Spuk von Hill House zu beenden.
Mike Flanagan (GERALD´S GAME, HUSH, OCULUS, OUIJA-ORIGIN OF EVIL) hat sich nun von Jacksons Vorlage inspirieren lassen und eine neue Geschichte in das alte Grundgerüst eingearbeitet. Flanagan legt durchaus Wert auf gepflegten Grusel, erzählt dabei aber die Geschichte einer zerstörten Familie, die Folgen von Kindheitstraumata und ihre Auswirkungen auf das spätere Erwachsenenleben. Diese, mit vielen technisch exzellent und überraschend gestalteten Rückblenden erzählte Konstruktion erweist sich als Glücksgriff und ermöglicht Flanagan, sowohl die zahlreichen Charaktere näher zu beleuchten als auch durch deren unterschiedliche Erfahrungen und Erinnerungen nach und nach die Ereignisse der letzten verhängnisvollen Nacht im Hill House zu rekonstruieren. Flanagan arbeitet inzwischen mit einem lange eingespielten Team vor und hinter der Kamera. Hier sticht besonders sein Kameramann Michael Fimognari hervor, der eine Sternstunde eleganter Kameratechnik abliefert, abgerundet durch fantastische Schnitte und Überblendungen zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen.
Flanagan lässt sich Zeit für seine Geschichte, garniert sie mit sparsamen Effekten und geduldig aufgebauter Spannung, statt sich nur auf die hier und da durchaus vorhandenen Jump scares zu verlassen. Dabei setzt er voll auf seine überwiegend sehr überzeugende Darstellerriege, von denen auch die Hälfte bereits in früheren Projekten mit ihm gedreht hat. Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit der Kinder mit den erwachsenen Darstellern – für mich in vielen Filmen und Serien ein echtes Ärgernis – , aber hier nur ein kleines Detail, aber auch ein Zeichen dafür, mit welcher Akribie Flanagan und sein Team hier vorgegangen sind.
Und da das Ganze mit solcher Eleganz und technischer Raffinesse erzählt wird, kann man getrost über manche Länge hinwegsehen.
___________________________________________________________________
The Haunting of Hill House, USA 2018 | Regie: Mike Flanagan | Drehbuch: Mike Flanagan, Meredith Averill, Charise Castro Smith, Scott Kosar, Elizabeth Ann Phang basierend auf dem Roman von Shirley Jackson | Musik: The Newton Brothers | Kamera: Michael Fimognari | Schnitt: Jim Flynn, Brian Jeremiah Smith, Ravi Subramanian | Produktion: Dan Kaplow, Mike Flanagan, Meredith Averill, Justin Falvey, Darryl Frank, Trevor Macy | Darsteller: Carla Gugino, Michiel Huisman, Henry Thomas, Victoria Pedretti, Oliver Jackson-Cohen, Elizabeth Reaser, Kate Siegel, Paxton Singleton, McKenna Grace, Julian Hilliard, Violet McGraw, Lulu Wilson, Annabeth Gish, Timothy Hutton, Russ Tamblyn | Laufzeit: 500 Min. (10 Folgen)