Charlotte Willmore (Allison Williams – GET OUT), eine erfolgreiche Cellistin, hat die ihr bevorstehende Weltkarriere auf Eis gelegt, um ihre tödlich erkrankte Mutter zu pflegen. Ausgebildet wurde sie an der höchst renommierten Bachoff-Privatakademie in Boston. Nach dem Tod ihrer Mutter nimmt Charlotte Kontakt zu ihrem früheren Förderer Anton (Steven Weber – 13 REASONS WHY) auf, der die Akademie zusammen mit seiner Frau Paloma (Alaina Huffman – SUPERNATURAL) leitet.
Kurz darauf erwacht sie in einem Krankenhaus und ihr wird klar, dass sie nach ihren Verletzungen nie wieder ein Cello spielen wird. Sie kehrt zurück zur Akademie und berichtet Anton und Paloma von ihrem Verdacht, dass Charlotte sie aus Rivalität unter Drogen gesetzt und ihre Verstümmelung provoziert hat. In ihrem Zustand hat Lizzie jedoch keinen Wert mehr für die Akademie und wird vor die Tür gesetzt. Da sie nichts mehr zu verlieren hat, macht sie sich auf die Suche nach Charlotte, um sich zu rächen…
Auffällig an diesem Film ist an erster Stelle die Optik. Kamera und Schnitt gehen hier Hand in Hand. DP Vanja Cernjul (CRAZY RICH ASIANS) kredenzt hier exzellent ausgeleuchtete Bilder, stimmungsvolle Großaufnahmen, elegante Schwenks und ungewöhnliche Kameraperspektiven, die von Editor David Dean sehr gelungen montiert wurden. So ist beispielsweise das Celloduett von Charlotte und Lizzie fast wie eine Sexszene gedreht und knistert vor erotischer Spannung.
Mit den mehrfachen Kehrtwendungen der Story sowie den wechselnden Erzählperspektiven zieht Regisseur Shepard dem Zuschauer ständig den Boden unter den Füßen weg. Alle Erkenntnisse, die man vermeintlich schon gesammelt hat, wirft Shepard mit einem plötzlichen Genre- und Stilwechsel über den Haufen und entwirrt somit erst nach und nach den verwinkelten Plot. Gelegentlich verliert der Regisseur dabei ein wenig die Balance, fängt sich jedoch wieder, während er die nächste Wendung vorbereitet.
Einen sehr großen Anteil am Gelingen dieser durchaus riskanten Story haben die beiden Hauptdarstellerinnen, bei denen die Chemie stimmt und die ihren Charakteren auch in den hart an der Grenze zur Parodie kratzenden Momenten Authentizität verleihen. Auch Steven Webers „larger than life“ Interpretation des Talentförderers Anton darf hier nicht unerwähnt bleiben. Von Anfang an ein suspekter Charakter, ist auch seine Entwicklung für manch unangenehme Überraschung gut.
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The Perfection, USA 2018 | Regie: Richard Shepard | Drehbuch: Eric C. Charmelo, Richard Shepard, Nicole Snyder | Kamera: Vanja Cernjul | Schnitt: David Dean | Musik: Paul Haslinger | Darsteller: Allison Williams, Logan Browning, Steven Weber, Alaina Huffman, Glynis Davies, Molly Grace, Doralynn Mui, Stephen Chang, Evelyn Chew, Graeme Duffy, Mark Kandborg | Laufzeit: 90 Min.