Humor und Kunst liegen im Auge des Betrachters.

ENTERTAINMENT

„Unterwegs, um seine schwächelnde Karriere wiederzubeleben und vielleicht auch seine Tochter wiederzusehen, tourt ein kaputter, ausgebrannter Komiker durch einen Haufen heruntergekommener Spelunken in der Mojave-Wüste.“ – Covertext

„Was bekommt man, wenn man Sir Elton John mit einem Säbelzahntiger kreuzt? Ich weiß es nicht, aber du hältst ihn besser von deinem Arsch fern!“ Dieses Humorniveau wird von weiteren Gags unseres „Helden“ am laufenden Band spielend unterboten. Hauptdarsteller und Star dieser konfrontativen und bewusst unwitzigen Dramödie ist Gregg Turkington, in den USA bekannt unter seinem Bühnen-Alter-Ego Neil Hamburger und berüchtigt als „Schlechtester Komödiant der Welt“. Diese Bezeichnung könnte nicht treffender sein und passt auch auf den ganzen Film, den ich trotz überschaubarer Länge in drei Etappen gucken musste, um ihn überhaupt durchzustehen. Wir verfolgen Turkington bei einer Reihe von Auftritten in irgendwelchen namenlosen Kaffs entlang der Mojave Wüste und dürfen dabei an seinem psychischen und emotionalen Niedergang teilhaben.

Turkington steht pummelig, mit schlaffer Körperhaltung, übergroßer Brille, fettigen, über die Halbglatze gekämmten Haaren und mehreren, in die Armbeuge geklemmten Drinks am Mikro und spuckt seine unterirdischen Gags ins gelangweilte Publikum. Auf genervte Zwischenrufe reagiert er mit weiteren Beleidigungen und versinkt im Selbstmitleid, wenn er zetert, dass er sich die Witze praktisch „aus dem Herz reißt“. Neben seiner unappetitlichen Optik lassen uns Turkington und sein Regisseur Rick Alverson im Lauf des Films weitere Unannehmlichkeiten erleiden, u.a. teils surreale Sequenzen, die durchaus aus einem David-Lynch-Film stammen könnten, leider ohne dessen Klasse auch nur ansatzweise zu erreichen.

Der Film ist eine Anti-Komödie, eine Kunstperformance, für die mein Kunstverständnis definitiv nicht ausreicht. Freunde von Andy Kaufman oder vielleicht auch von Helge Schneider mögen daran Gefallen finden. Für mich gestaltete sich das ganze öde Spektakel als eher unangenehm und endete mit dem Bedürfnis, eine heiße Dusche zu nehmen. Um wenigstens etwas Positives zu vermerken: Die Kameraführung ist gelungen.

THE COMEDY

„Swanson, ein völlig abgestumpfter Hipster aus Brooklyn, steht dank des väterlichen Vermögens über den Dingen. Wenn der gelangweilte Sprössling gerade einmal nicht auf seinem Segelboot Däumchen dreht, lässt er mit seinen ebenso verzogenen Kumpels ganz ‚kultiviert’ die Sau raus und begegnet jedem, dem er über den Weg läuft, mit grenzenloser Verachtung. Kurzum: Swanson erlaubt sich alles. Weil er es kann.“ – Covertext

Man möge mir meine folgenden, wenig diplomatischen Worte verzeihen, aber der Film hat da weit expliziteres zu bieten. Kurz auf den Punkt gebracht, verfolgt der Film das ziellose Leben eines Hipster-Arschlochs und seiner nicht minder arschigen Freunden, denen durch zu viel Geld und zu viel freie Zeit offensichtlich nichts Besseres einfällt, als sich durchgängig wie vorpubertäre, analfixierte Flachwichser zu verhalten.

Der Titel THE COMEDY ist dabei natürlich pure Ironie, denn hier ist nichts witzig oder komödiantisch. Swanson und seine Freunde sind eher traurige, lächerliche Gestalten, die mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten schlicht nichts anzufangen wissen. So stelle ich mir eine Party von Incels vor, bevor sie aufgrund ihrer eigenen Unzulänglichkeiten die ganze Welt – oder bevorzugt Frauen – für ihre Misere verantwortlich machen und irgendwo einen Amoklauf starten.

Hat das Werk irgendeinen künstlerischen Wert oder vermittelt der Film dem Zuschauer irgendwelche erhellenden Erkenntnisse? Keine Ahnung. Bei mir hat der Film lediglich ausgelöst, dass ich mir nach zehn Minuten gewünscht habe, eines der Opfer der diversen Pranks hätte Swanson mal gehörig was aufs Maul gehauen oder ihm eine der vollgeschissenen Windeln seines bettlägerigen Vaters ins Gesicht geschmiert. Das hätte dann wenigstens für einen Lacher gesorgt. Mit meiner Reaktion auf den Film haben Alverson und seine Mitstreiter vermutlich das gewünschte Ergebnis erzielt.

Mein Fazit nach dem betrachten beider Werke ist aber auch: Nie wieder etwas anschauen, an dem Rick Alverson beteiligt ist. Bildstörung hat beide Filme auf eine Blu-ray gebrannt, ein informatives sechzehnseitiges Booklet dazu gelegt – mit dessen Deutungen man übereinstimmen kann, aber nicht muss – und das Ganze wie üblich in einem hübschen Pappschuber verpackt.

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Entertainment | USA 2015 | Regie: Rick Alverson | Darsteller: Gregg Turkington, Tye Sheridan, John C. Reilly, Amy Seimetz, Dean Stockwell u.a.

The Comedy | USA 2012 | Regie: Rick Alverson | Darsteller: Tim Heidecker, Eric Wareheim, Kate Lyn Sheil, Alexia Rasmussen, Gregg Turkington, James Murphy u.a.

Anbieter: Bildstörung