Gialloexkursionen im Bodyhorror.

Die schwangere Madison (Annabelle Wallis) führt eine nicht sonderlich glückliche Beziehung mit dem Alkoholiker Derek (Jake Abel), in der es auch schon zu Handgreiflichkeiten kam. Dennoch hofft sie, dass sich mit der Geburt des gemeinsamen Kindes alles zum Besseren wendet, auch wenn ihre bisherigen Schwangerschaften mit Fehlgeburten endeten. Nach einem heftigen Streit schlägt Derek ihren Kopf gegen eine Wand. Später erwacht Madison aus einem Alptraum und findet ihren Mann brutal ermordet in der Küche vor, wo sie von einer düsteren Gestalt angegriffen wird. Als sie im Krankenhaus wieder zu sich kommt, hat sie ihr Kind verloren und wird fortan von brutalen Tagträumen heimgesucht, in denen sie Zeuge wird, wie die schattenhafte Gestalt aus ihrer Küche verschiedene Menschen brutal ermordet. Bald beschleicht sie der Verdacht, dass es sich gar nicht um Träume handelt, sondern dass sie aus irgendeinem Grund mit dem Killer in Verbindung steht. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sydney (Maddie Hasson) und dem anfangs zweifelnden Ermittlerduo Regina Moss (Michole Briana White) und Kekoa Shaw (George Young) beginnt sie, ihre Vergangenheit nach Hinweisen zu durchforsten, die eine Erklärung für die Visionen liefern und sie aus dem Alptraum befreien könnte.

Die Aussicht auf einen neuen Horrorfilm von James Wan war für mich nicht die reizvollste, finde ich doch den Großteil seiner bisherigen Regiearbeiten und Produktionen eher schwach. Abgesehen von SAW gibt es eigentlich keinen Film von Wan, der mir wirklich gefällt. Umso größer war meine Überraschung über diesen bösen kleinen „campy“ Thriller, der eine originelle, wenn auch vollkommen verrückte Story mit allerhand Überraschungen und coolen optischen Gimmicks verbindet. Während der ersten Hälfte fragt man sich die ganze Zeit, wohin die Geschichte führen soll, daher benötigt es hier etwas Durchhaltevermögen. Dafür wird man in der zweiten Hälfte voll entschädigt. Fans von Stephen King könnten dem Geheimnis übrigens schon früh auf die Spur kommen, da King Ende der 1980er einen Roman mit ähnlichem Twist geschrieben hat.

Wan hat hier eine wilde Mischung aus Giallo-Referenzen, Body Horror, Cop-Komödie und Psychothriller abgeliefert, zwischendurch gespickt mit Martial-Arts-Einlagen und wüsten Schießereien. Die Komik des Films überrascht und Wan hat auch noch Zeit für ein kleines Beziehungsdrama zwischen Madisons Schwester, Detective Shaw und der jungen Gerichtsmedizinerin Winnie (Co-Autorin Ingrid Bisu) gefunden. Eigentlich dürfte nichts davon zusammen funktionieren und wirklich ernst nehmen kann man das Ganze auch nicht, aber Wan und seine Mitstreiter haben sich davon nicht beirren lassen und geben spätestens ab der Hälfte der Laufzeit Vollgas. Der Film sprüht vor Kreativität (und Blut), angefangen bei der Story über die optischen Finessen bis hin zum Soundtrack von Hauskomponist Joseph Bishara und den für manche Sequenzen sehr pointiert ausgewählten Songs.

Wenn ich in den vergangenen zwölf Monaten einen WTF-Film gesehen habe, dann war es dieser, bei dem ich ständig schwankte zwischen ungläubigem Kopfschütteln und breitem Grinsen über den dargebotenen Wahnsinn.
Macht das alles Sinn? Nicht unbedingt.
Ist die Geschichte plausibel? Naja.
Macht der Film Spaß? Auf jeden Fall.

Leider hat der Film, sicher corona-bedingt und durch schlechtes Marketing, weltweit nur 33 Millionen Dollar eingespielt, also nur rund zehn Prozent der Summen, die jeder einzelne Film der sehr durchschnittlichen CONJURING-Reihe eingespielt hat. Trotzdem hoffe ich, dass James Wan gelegentlich wieder einen solchen Ausflug in die Abgründe des Camp wagt.

Malignant
USA 2021
Regie: James Wan
Darsteller: Annabelle Wallis, Maddie Hasson, George Young, Jake Abel, Ingrid Bisu, McKenna Grace, Zoe Bell, Susanna Thompson, Patricia Velasquez u.a.

Anbieter: Warner Home Video