Bevor sie ihre erste Bezahlung erhalten, tauchen plötzlich allerlei suspekte Posten wie Reisekosten, Miete und Verpflegung auf der Rechnung des brutalen Chefs Luca (Rodrigo Santoro – 300) auf, die zuerst abgearbeitet werden müssen. Als Mateus (Christian Malheiros – SOCRATES) eine kleine Rebellion anzettelt, wird aus dem vermeintlich einträglichen Arbeitsplatz im Handumdrehen ein unerwartetes Gefängnis. Waffen kommen ins Spiel und die korrupte Polizei droht mit Folgen für die Familien daheim, falls einer der Jungs abhauen sollte.
Mateus ist eindeutig der schlaueste der Jungs und durchschaut als erster das schmutzige Spiel. Nachdem die Flucht fehlgeschlagen ist, versucht er den unberechenbaren Luca mit kleinen Gefälligkeiten bei Laune zu halten und gleichzeitig die Bedingungen für die anderen Jungs zu verbessern. Luca macht ihn zum widerwilligen Laufburschen, womit er jedoch den Zorn seiner Mitgefangenen auf sich zieht. So bleibt Mateus bald nichts anderes mehr übrig, als Luca um Schutz zu bitten. Langsam entwickelt er sich zu dessen rechter Hand und befindet sich damit plötzlich selbst in der Rolle des Unterdrückers und Sklavenhalters.
In seiner Mischung aus Sozialdrama und Knastthriller arbeitet der brasilianisch-amerikanische Regisseur Alexandre Moratto erneut mit Christian Malheiros zusammen, dem sehr talentierten und charismatischen Hauptdarsteller seines Erstlings SOCRATES. Auch Co-Autorin Thayná Mantesso und DP João Gabriel de Queiroz sind erneut beteiligt.
Die Geschichte stellt Mateus vor das moralische Dilemma, zusammen mit seinen Kumpels zu leiden oder sich den Geschäften Lucas anzuschließen und damit sich selbst und die weit entfernte Familie zu schützen. Nebenbei beleuchtet der Film die allseits grassierende Korruption in Brasilien. Die Polizei ist gekauft, die Bewohner der umliegenden Hochhäuser können die Vorgänge auf dem Schrottplatz beobachten, stellen sich aber lieber blind und taub und die die Politiker machen munter Geschäfte mit Gangstern.
Der Film ist straff inszeniert und Moretto versteht es, eine durchgängig klaustrophobische Spannung zu halten, ohne die menschlich-emotionale Seite zu vergessen. Insbesondere Christian Malheiros trägt mit seinem ausdrucksstarken Spiel viel zum Gelingen bei.
Davon, diese bittere Geschichte in knackigen 93 Minuten ohne künstliche Verkomplizierungen zu erzählen, könnte sich manch anderer Regisseur gern inspirieren lassen.
7 Prisioneiros
Brasilien 2021
Regie: Alexandre Moratto
Darsteller: Christian Malheiros, Rodrigo Santoro, Vitor Julian, Clayton Mariano, Lucas Oranmian, Bruno Rocha u.a.