Kaffeekränzchen hinter Gittern.

Regisseur Joe Carnahan (THE GREY, SMOKIN´ ACES) hatte mich schon in dem Moment auf seiner Seite, als er den Film mit Lalo Schifrins Titelstück aus dem Eastwood-Klassiker MAGNUM FORCE starten ließ. Die perfekte Wahl zur Einstimmung auf seinen rasanten Thriller, der mit Clinton Shorters synthielastigem Score nicht nur musikalisch eine Brücke in die 70er schlägt. Auch die Tatsache, dass sich praktisch die ganze Geschichte innerhalb einer abgelegenen Polizeistation abspielt, lässt Erinnerungen an Klassiker wie Carpenters ASSAULT ON PRECINCT 13 aufkommen.

Worum geht es? Der kriminelle Teddy Murretto (Frank Grillo – BOSS LEVEL – ebenfalls eine köstliche Zusammenarbeit mit Carnahan) ist auf der Flucht vor einem auf ihn angesetzten Auftragskiller. Und da er glaubt, dass er in einem Gefängnis am sichersten aufgehoben ist, schlägt er die jungen Polizistin Valerie Young (Alexis Louder – WATCHMEN) nieder, um verhaftet und in der örtlichen Polizeiwache eingesperrt zu werden. Dort wird Auftragskiller Viddick (Gerard Butler – DEN OF THIEVES) sicher zuletzt suchen. Aber Murrettos Kalkül geht nicht auf und innerhalb kurzer Zeit findet Viddick einen Weg, ebenfalls verhaftet und in die Zelle gegenüber eingesperrt zu werden. Hier liefern sich beide ein kleines Psychoduell, bis der ebenfalls auf Murretto angesetzte, ziemlich durchgeknallte Killer Anthony Lamb (Toby Huss – THE INVITATION) in der Polizeistation auftaucht und ein Blutbad anrichtet. Daraufhin bricht das blanke Chaos aus und Viddick muss wohl oder übel eine unsichere Allianz mit Murretto und Young eingehen, um Lamb zu entkommen und seinen Auftrag durchführen zu können.

Auch wenn Butlers und Grillos Namen das Plakat schmücken, ist Alexis Louder hier der heimliche Star des Films. Durch ihre konzentrierte Präsenz und starken Körpereinsatz spielt sie die beiden Herren problemlos an die Wand und kreiert dabei einen Charakter, mit dem man in jeder Minute mitfiebert. Außerdem hat sie die Ehre eine Schlusssequenz abzuliefern, bei der man sich wirklich mal auf ein potentielles Sequel freuen darf.

Auch der altgediente Charaktermime Toby Huss überrascht mit einem bemerkenswert schrägen Auftritt als Killerpsychopath Lamb, den man nicht so schnell vergessen wird. In einer der überraschendsten und witzigsten Szenen schlendert Lamb mit einem Strauß Luftballons in der Hand in die Polizeistation, nur um Sekunden später kaltschnäuzig und nicht um coole Sprüche verlegen praktisch das gesamte Personal per Maschinengewehr ins Jenseits zu befördern. Seine zu „Teddy´s Dead“ umfunktionierte Version von Curtis Mayfields „Freddy´s Dead“ aus SUPER FLY sollte man auch gehört haben.

Das Drehbuch von Carnahan und Kurt McLeod hält eine gute Balance zwischen Action, Dramatik und Humor, ohne je ins Lächerliche abzufallen. Wie bei den Produktionen von Carnahans und Grillos Produktionsfirma Warparty üblich, finden sich hinter der Kamera die verlässlichen Profis aus früheren gemeinsamen Produktionen, darunter DP Juan Miguel Azpiroz, Cutter Kevin Hale, Komponist Clinton Shorter und Ausstatter Jon Billington, die alle auch schon an BOSS LEVEL beteiligt waren.

Insgesamt ist Joe Carnahan mit diesem Thriller eine raffinierte, rasante und höchst unterhaltsame Genreperle gelungen, bei der er die Einflüsse von John Carpenter, Walter Hill oder Don Siegel stolz präsentiert und um eigene Nuancen bereichern kann. Der trockene Humor ist gut platziert, die Action ist brachial und an Blei, Blut und Gedärm mangelt es auch nicht. Was will man mehr?

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Copshop, USA 2021 | Regie: Joe Carnahan | Darsteller: Gerard Butler, Frank Grillo, Alexis Louder, Toby Huss, Chad L. Coleman, Ryan O’Nan u.a.

Anbieter: Netflix

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