Lawrence Jamieson (Michael Caine) ist ein langjähriger und sehr erfolgreicher Hochstapler und schlägt Kapital aus den Träumen reicher Damen; Inspektor André (Anton Rodgers) geht ihm dabei – nicht ganz uneigennützig – willentlich zur Hand. Doch unvermittelt kommt ihnen Freddy Benson (Steve Martin) in die Quere, der mit seinen geschmacklos-tränentriefenden Geschichten in Lawrence’ Revier wildert. Somit ist klar: der Eindringlich muss verschwinden. Als das trotz vieler Finten nicht gelingt, schließen die beiden ungleichen Konkurrenten eine Wette ab: wer von der naiven Millionenerbin Janet Colgate (Glenne Headly) zuerst 50.000 Dollar ergaunert, hat gewonnen – der andere muss die Riviera verlassen. Doch beide haben nicht mit Janets Gerissenheit gerechnet, denn so naiv, wie sie vorgibt, scheint sie nicht zu sein.
Konkurrenz belebt das Geschäft – dieser alte Leitsatz der Händler und Kaufleute hat auch im Buhlen um die Gunst des weiblichen Geschlechts seine Bewandtnis. Die beiden Hochstapler und Eheversprecher Lawrence und Freddy könnten in ihren Voraussetzungen, Methoden und Herangehensweisen zwar unterschiedlicher nicht sein, dennoch eint sie – und nötigt ihnen wechselseitig sogar das ein und andere Mal Respekt für des anderen Kniffe ab – ihre geradezu spielerische Freude daran, den Damen mit Narreteien und vorgespielten Lügengebäuden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Im Grunde spielen beide mit dem Willen ihrer Opfer, an etwas glauben zu wollen, mit der Selbstgewissheit der Genarrten, auf genau jene Eulenspiegelleien nicht hereinzufallen, wie es – so meint man ja oft – immer nur den anderen passiert.
ZWEI HINREISSEND VERDORBENE SCHURKEN scheint, wenn man einen Blick auf sein Entstehungsjahr wirft, so gar nicht in die Zeit zu passen. Denn letztendlich handelt es sich um einen anachronistischen Film, der im Grunde nicht so recht in die ausgehenden 1980er Jahre passen mag. Jenes Jahrzehnt, was einerseits von einem letzten Aufflammen des Kalten Krieges gekennzeichnet blieb und im Ausgang dessen Ende brachte, das in seiner Entgrenzung des Materialismus aber andererseits den Nährboden für die oberflächliche Spaßgesellschaft der 1990er bereitete. In dieses Konglomerat hinein segelt mit ZWEI HINREISSEND VERDORBENE SCHURKEN also ein verhältnismäßig kleiner, feiner Film, dessen Charakter eines Remakes – hierin war Hollywood schon immer begabt – die Beteiligten nie verhehlten. Die Kritiker attestierten letztendlich sogar, dass dieses Remake von ZWEI ERFOLGREICHE VERFÜHRER (BEDTIME STORIES / 1964) gar das Original noch besser mache, ein selten gebrauchtes Prädikat.
Hatten sich einst David Niven und Marlon Brando als ungleiche Konkurrenzschwerenöter umgetan, übernahmen mit Michael Caine und Steve Martin nun zeittypisch-adäquate Schauspieler deren entsprechende Rollen. Caine, der durch den Fachwechsel hier gekonnt mit seinem Älterwerden kokettiert und dennoch immer wieder den jugendlich-verschmitzten Charme ‚seines‘ Alfie aus DER VERFÜHRER LÄSST SCHÖN GRÜSSEN (1966) durchscheinen lässt, versucht Martin erst zu erziehen, dann mit allerlei ironischer Verschmitztheit aus dem Weg zu schaffen. Martin wiederum geht mit jugendlichem Hang zum Exaltierten als sympathischer Kontrapunkt ins Rennen, der den Rahmen seiner Grimassen und teils politisch unkorrekten Witze weiter auszudehnen vermag als noch eine Komikergeneration vor ihm. Die französische Riviera erweist sich für das Treiben der beiden Schwindler als perfekter Sehnsuchtsort – die von Michael Ballhaus und dessen Sohn Florian filmisch gut eingesetzten Motive jenes Landstrichs scheinen nie aus der Mode zu kommen. Interessanterweise wurde ZWEI HINREISSEND VERDORBENE SCHURKEN später durch GLAM GIRLS – HINREISSEND VERDORBEN/THE HUSTLE (2019) selbst Grundlage eines Remakes.
Zum rundherum gelungenen Gesamteindruck trägt auch die Musik von Miles Goodman bei, ein usueller Mitarbeiter von Regisseur Frank Oz und bereits bei dessen Kinodebut DER KLEINE HORRORLADEN (LITTLE SHOP OF HORRORS / 1986) dabei. Die in den legendären Record Plant Studios aufgenommene Komposition erweist sich in ihrer clownesken Verarbeitung als passecht, mit starkem Hang zur Übertreibung werden von Jazz bis Tango vielerlei Stile berücksichtigt – die Einbindung moderner Standards wie „Puttin’ On The Ritz“ oder dem wohlweislich gesetzten „We’re In The Money“ rundet das Vergnügen ab. Die Interpretation erfolgt durch mitunter seit Jahrzehnten zur ersten Garnitur der Studiomusiker gehörende Instrumentalisten; beispielhaft seien hier Schlagzeuger Larry Bunker, Trompeter Robert ‚Bob‘ Findley – der mit seinem Bruder auch später bei James Last im Orchester spielte – und die beiden Keyboarder Michael Boddicker und Mike Lang genannt. Die Anfang der 2010er Jahre beim spezialisierten La-La-Land-Label erschienene Soundtrack-CD ist mittlerweile ein gesuchtes Sammlerstück.
Seit geraumer Zeit ist ZWEI HINREISSEND VERDORBENE SCHURKEN in einer feinen Edition beim mittlerweile als Plaion Pictures reüssierenden Koch Media-Label erschienen, wobei das brandneue HD-Master in seinem Breitwandformat und mit satten Farben keine Wünsche offenlässt. Gleiches gilt für den deutschen Ton, der sich nicht nur mit großartigen Sprechern schmücken darf – so sind neben dem unvergleichlichen Jürgen Thorman als Standardstimme von Michael Caine auch dem alterslosen Eckart Dux auf Steven Martin auch das Urgestein Horst Naumann auf Anton Rodgers zu hören – sondern auch durch einen feinen Stereo-Mix zu überzeugen weiß. Der englische Originalton, den man sich schon alleine wegen Caines sprachlichem Radebrechen des deutsch akzentuierten Britisch-Englisch zu Gemüte führen sollte, ist selbstverständlich ebenfalls enthalten.
In den Extras findet sich ein erhellender, englischer Audiokommentar mit Regisseur Frank Oz, dem leider keine deutschen Untertitel verpasst wurden. Darüber hinaus berichtet Drehbuchautor und Produzent Dale Launer fast 25 Minuten von der damaligen Entstehung des Films, ein zeitgenössisches Making Of gibt Einblick in die Dreharbeiten und lässt die wichtigsten Akteure vor und hinter der Kamera zu Wort kommen – diese beiden Featurettes erhielten dankenswerterweise deutsche Untertitelungen. Neben den üblichen Zugaben wie amerikanischem Teaser und Trailer, der deutschen Ankündigungswerbung sowie mehreren Bildergalerien enthält die Erstauflage einen schmucken Pappschuber, der die Edition auch optisch mit Wertigkeit versieht.
Dirty Rotten Scoundrels
USA 1988
Regie: Frank Oz
Darsteller: Steve Martin, Michael Caine, Glenne Headly, Anton Rodgers, Barbara Harris, Ian McDiarmid u.a.
Anbieter: Koch Media