Gekommen um zu bleiben.

Es ist eine der Grundsatzfragen für Filminteressierte: Wie viel innere Logik muss ein Film mitbringen? Verdreht meine innere Genusszentrale schnell die Augen, wenn sich in einer mir nicht nachvollziehbaren Art und Weise Dinge ereignen oder Charaktere entsprechend handeln? Oder bin ich bereit, wohlwollend über gewisse psychologische Aussetzer hinwegzusehen? Wenn ja, dann aus einer bewussten, naiv-unschuldigen Grundhaltung heraus? Oder muss mir der Film einen Ausgleich anbieten: eine spannende Geschichte, meinetwegen auch Schauwerte unterschiedlicher Couleur?

An Norman J. Warrens INSEMINOID werden sich entlang dieser Grundsatzentscheidung die Geschmäcker trennen. Der Film hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: Ja, die Story ist um ein paar, mehr oder minder funktionierende, „Plot-Points“ gestrickt, für deren Herleitung die Filmcharaktere nicht immer Logik oder Vernunft walten lassen dürfen. Gründe, sich trotz steigender Bedrohung von der Gruppe zu separieren, gibt es reichlich. Für den einigermaßen geschulten Genreliebhaber laufen die Ereignisse erwartungsgemäß ab und münden in einen vorhersehbaren End-Schockmoment, so innig, wie die Astronautin das ihr unbekannte Alien-Mensch-Misch-Baby an die Mutterbrust drückt. Der Rest ist solide, routinierte Genrekost – mit gelegentlichen Ausreißern nach unten. So weit, so schlecht, es sei denn, man schaut sich das alles durch die (verklärende?) Nostalgie-Brille an.

Das Jahr 1980. Ridley Scotts Weltraum-Schocker ALIEN tritt seinen Siegeszug durch die Kinos an. Zeit also für eine preiswerte Cash-In-Produktion, die schnell auf die Zuschauer losgelassen werden kann und dies auch muss, bevor der Hype vielleicht schon wieder vorbei ist. Die Italiener nannten das Ganze dann auch herrlich unverschämterweise ALIEN 2: Wie im Original gibt es zwei, drei happige Splatterszenen zu bewundern, ansonsten ist die Handlung kostensparend zu weiten Teilen in einer Höhle angesiedelt. Die Briten, schon für das Original zuständig, wollten nicht zurückstehen und drehten vorliegenden Film: Die Blutwurst kreist hier nicht ganz so großflächig umher, dafür gibt es eine bizarre Befruchtungssequenz und eine schmerzhafte Geburt. Ansonsten ist die Handlung kostensparend zu weiten Teilen in einer Höhle angesiedelt.

Produktionstechnisch also ein lockerer Schuss aus der Hüfte, der – und jetzt bitte die Nostalgiebrille auf – sehr charmant herüberkommt. Der Film atmet mit seiner Aufnahmetechnik, den Frisuren, der Filmmusik den Geist seiner Zeit, den der empfängnisbereite Betrachtende begierig einsaugen darf. Ich habe INSEMINOID als grundlegend ehrlich empfunden. Der Regisseur gibt alles, um sein Publikum zu unterhalten, gleichzeitig versucht der Film zu keiner Zeit zu verstecken, dass er ein B-Movie und ALIEN-Rip-Off ist. Allein die geschwängerte Astronautin, die ihr entstehendes Leben beschützt und über sich hinaus wächst, ist es wert, den Film zu schauen. Warrens Film ist wie der wöchentliche Kaffee-Klatsch. Die Leute sind bekannt. Die Geschichten ebenso. Trotzdem ist es immer irgendwie nett und kurzweilig.

Anolis hat für den SAMEN DES BÖSEN das volle Paket geschnürt: Audiokommentare, Dokumentationen, Interviews, Trailer, TV-Spots: alles an Bord. Für alle Hardcore-Nostalgiker ist dann die zweite Blu-Ray vorbehalten. Hier wird der Film als Abtastung einer alten Vorführkopie präsentiert, die einige wenige verlängerte Dialogszenen enthält und analoges Kino-Feeling atmet. Umrandet wird das Ganze von alten Kinotrailern.

Inseminoid
GB 1980
Regie: Norman J. Warren
Darsteller: Judy Geeson, Robin Clarke, Jennifer Ashley, Stephanie Beacham u.a.