Der 1973 in spanisch-französischer Koproduktion entstandene EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON FRANKENSTEIN ist eines der unzähligen Produkte des berühmt-berüchtigten Spaniers Jess Franco. Sein Oeuvre umfasst laut IMDB-Eintrag allein 204 Regiearbeiten, was durchaus auch schon auf die Qualität dieser Werke hindeutet – aber darüber gehen die Meinungen sehr weit auseinander.
Der Klappentext lässt uns wissen, worum es in diesem Streifen geht: „Zusammen mit Melissa, einem weiblichen Vogelwesen, will der Magier Cagliostro auf seinem Schloss eine neue Rasse züchten, um die Welt zu beherrschen. Dazu benötigt er das Monster von Dr. Frankenstein, welches er entführt. Als Vera Frankenstein vom Tod ihres Vaters hört, sinnt sie auf Rache und lässt sich ins Schloss schmuggeln. Dort werden sie, Dr. Stuart und Inspektor Tanner Zeuge unglaublicher Rituale!“

Nun, wie es sich für ein ordentliches Billigprodukt gehört, werden hier verschiedene bekannte Zutaten aus Film und Literatur zusammengestohlen, einmal durch den Wolf gedreht und neu zusammengesetzt. Das hat stellenweise einen naiven Charme, kann aber zumindest mich an keiner Stelle packen, baut kaum Spannung auf und folgt auch keiner inneren Logik. Von erkennbarer Dramaturgie oder auch nur ansatzweise überzeugenden darstellerischen Leistungen gar nicht erst zu reden. Hier werden fröhlich Tote mehrfach zumindest temporär ins Leben zurückgeholt, wenn der „Tiefenstrahl“ nicht schon zu schwach ist. Die Vogelfrau saugt gelegentlich arglosen Spaziergängern das Blut aus und hat telepathische Kräfte, Frankensteins Monster ist diesmal silber lackiert, ein paar nackte Männlein und Weiblein laufen gelegentlich und ziemlich unerotisch durchs Bild und was der ganze Sinn und Zweck von Cagliostros Erschaffung einer neuen Rasse sein soll, ist dann auch schon fast egal.
Man kann es schon ahnen, aber ich kann damit leider gar nichts anfangen. Das hat nichts mit dem sicher sehr kleinen Budget zu tun – damit kann ich leben und das führt oft zu tollen kreativen Lösungen – sondern schlicht damit, dass ich hier nirgends einen Funken von Talent erkennen kann. Dieser Film ist nicht mal unfreiwillig komisch. Lediglich die Kameraführung von Raul Artigot ist interessant, stellenweise sogar recht originell, aber das ist insgesamt zu wenig.

Von Francos 204 Filmen habe ich über die Jahre vielleicht zwölf bis fünfzehn gesehen, die mich alle an schlechte bis mittelmäßige Amateurfilme erinnerten. Das Ansehen Francos in Fankreisen ist mir daher ein Rätsel, aber auch das ist Ordnung. Vielleicht fehlt mit einfach das passende Gen, um solche Trashperlen genießen zu können. Wicked Vision hat den Film in verschiedenen limitierten Mediabook-Editionen und als 2-Disc-Special Edition herausgebracht, die wie immer schön gestaltet und üppig ausgestattet sind und sowohl die kürzere „Nude“- als auch die längere „Clothed“-Version enthalten. Neben Bluray und DVD gibt es dazu folgenden Extras: Wendecover von Timo Würz, französische „Nude“-Version (74 Min.), spanische „Clothed“-Version (85 Min.), Audiokommentar mit Pelle Felsch, Featurette: „The Rites of Franco” mit Stephen Thrower, Interview mit Jess Franco, US-Alternativanfang, Europäischer Alternativanfang, Alternativ – und Bonusszenen, Deutscher Trailer, Französischer Trailer, Bildergalerie.

La Maldición de Frankenstein
Frankreich/Spanien 1973
Regie: Jess Franco
Darsteller: Howard Vernon, Alberto Dalbes, Dennis Price, Beatriz Sacón, Anne Libert, Fernando Bilbao u.a.