Alarm, Alarm!

Als mehrere Mitarbeiter eines Luftwaffenstützpunktes am Saltonsee in Kalifornien vermisst werden, leiten Lt. Cmdr. Twillinger und der Wissenschaftler Dr. Rogers eine Untersuchung ein. Auf dem Grund des Sees stoßen sie auf eine prähistorische Riesenschnecke, die unschädlich gemacht werden muss. Weitere Todesfälle beweisen, dass die Kreatur sich mittlerweile fortgepflanzt hat und ihre Nachkommen durch einen Tunnel in benachbarte Gewässer gelangt sind. Während Twillinger mit einem Einsatzkommando versucht, die letzten Kreaturen zu besiegen, wartet auf dem Stützpunkt, wo sich Twillingers Herzensdame in spe Gail mit ihrer kleinen Tochter aufhält, eine weitere Bedrohung…

Unter den „creature movies“ der 50er Jahre gilt ALARM FÜR SPERRZONE 7 allgemein als einer der besseren. Anstatt von Krabben, Kraken oder Käfern wird der Cast diesmal von einer Riesenmolluske bedroht. Um die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit zu erhöhen, wird neben dokumentarischen Filmauf­nahmen über Mollusken auch ein Artikel aus dem LIFE-Magazine zitiert, den es in ähnlicher Art wirklich gegeben hatte und der David Duncan zur Vorlage inspiriert haben soll. Das eigentliche Drehbuch stammt aus der Feder einer Frau, nämlich Patricia Fiedler, was für die damalige Zeit als revolutionär angesehen werden muss. Ihr ist es zu verdanken, dass die Handlung außerhalb der Monsterjagd deutlich ausgefeilter wirkt als bei anderen Monsterfilmen jener Zeit. So nimmt Fiedler sich Zeit, die Liebesgeschichte zwischen Twillinger (Tim Holt) und Gail (Audrey Dalton) detailliert aufzubauen. Auch die Rolle des schrulligen Museumskurators Dobbs, dessen Darsteller Milton Parsons so wie seine Filmfigur tatsächlich 18 Fremd­sprachen beherrschte, stellt eine angenehme Abwechslung von der Norm dar. Fiedler schrieb auch die Drehbücher zuIMMER BEI ANBRUCH DER NACHT(THE VAMPIRE / 1957) und DRACULAS BLUTNACHT(THE RETURN OF DRACULA / 1958), mit welchen ALARM FÜR SPERRZONE 7 in den USA sogar gemeinsam ausgewertet wurde.

Der Film sollte ursprünglich in Japan spielen und auch gedreht werden, was aus Kostengründen wieder verworfen wurde. So kam es, dass die Kreatur nicht, wie in japanischen Produktionen häufig zu sehen, von einem kostümierten Schauspieler zum Leben erweckt wurde, sondern lebensgroße Animatronik zum Einsatz kam. Obwohl das Modell der Riesenschnecke nicht im Wasser, sondern nur im Studio verwendet werden konnte, wie man an den Monsterinserts leider allzu leicht erkennen kann, waren damit einige eindrucksvolle Todesszenen möglich.

Regisseur Arnold Laven, der später vor allem fürs Fernsehen arbeitete, versteht es Spannung aufzubauen und nimmt in einigen Szenen sogar Sequenzen aus späteren berühmten Monsterstreifen vorweg. Wenn sich die Kreatur ihren Opfern im Wasser nähert, denkt man unweigerlich an Spielbergs DER WEISSE HAI (JAWS / 1975) und der Schleim, den die Kreatur hinterlässt könnte durchaus für Ridley Scotts ALIEN (1979) Pate gestanden haben.

Die Unterwasserszenen, bei welchen die Akteure aus Gründen der im Schwarzweißbild besseren Sichtbarkeit weiße statt der bei der Navy üblichen schwarzen Taucheranzüge tragen, entstanden tatsächlich größtenteils im kalifornischen Saltonsee bzw. auf der nahegelegenen Militärbasis. In den 50er Jahren noch ein beliebtes Naherholungsgebiet ist die Gegend aufgrund einer Umweltkatastrophe heute zu einer verlassenen Einöde vorkommen.

Viele Darsteller aus ALARM FÜR SPERRZONE 7 waren bereits vor 1957 bekannt oder hatten danach eine beachtenswerte Karriere vor sich. Tim Holt spielte zuvor an der Seite Humphrey Bogarts in DER SCHATZ DER SIERRA MADRE(THE TREASURE OF SIERRA MADRE/ 1948) und war durch seine Auftritte in vielen RKO-Westernstreifen zu einer eigenen Comicserie gekommen, die unter dem Titel „Sheriff-Klassiker: Tim Holt“ sogar in Deutschland erhältlich war.
Während Audrey Dalton später in mehreren TV-Serien (darunter BONANZA / 1962) undRAUCHENDE COLTS(GUNSMOKE / 1963) auftrat, war Gordon Jones, zu sehen in der Rolle des Sheriffs Josh Peters, bereits in den 1949ern als Serial-Superheld GREEN HORNET ein Begriff.
Selbst Audrey Altons Filmtochter Mimi Gibson hatte weitere Kinderrollen, u.a. in DIE ZEHN GEBOTE(THE TEN COMMANDMENTS / 1956]), HAUSBOOT(HOUSEBOAT / 1959]) oder in INFAM (THE CHILDREN’S HOUR / 1961).

Die deutsche Kinoauswertung erfolgte bereits 1958, wobei man sowohl beim technokratisch anmutenden Titel als auch bei den Aushangfotos, die immer nur die Darsteller zeigten, offenbar um jeden Preis verheimlichen wollte, dass es sich um einen Monsterfilm handelte.

Zu zweifelhafter Ehre kam der Film hierzulande durch den homosexuellen Kindermörder Jürgen Bartsch, der 1971 nach einem vierjährigen Gerichtsverfahren in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde. Wie der US-Journalist Paul Moor, der viele Interviews mit Bartsch führte, später berichtete, habe dieser heimlich als Kind ALARM FÜR SPERRZONE 7 im Kino gesehen und später als Teil seiner abnormalen Prägung identifiziert.

Von der Kinosynchronisation aus dem Jahr 1958, in der Wolfgang Lukschy und Paul Klinger in den Hauptrollen zu hören waren (interessanterweise beides damalige Stammsprecher von Gregory Peck), ist leider nur der Trailer erhalten geblieben. Für die Blu-Ray, die beim Retro-Label Anolis erschienen ist, wurde daher eine Neusynchro in Auftrag gegeben, die man als überaus gelungen bezeichnen muss. Dialogregisseur Dr. Gerd Naumann gelingt es bravourös Marcus Off (Johnny Depp in FLUCH DER KARIBIK), Wolfgang Condrus (Stammstimme von Sam Neill und Ed Harris) und Josephine Schmidt (u.a. Stammstimme von Lauren Lapkus) so klingen zu lassen, als sei die Synchro tatsächlich in den 1950er Jahren entstanden. Zwei Audiokommentare, der alte deutsche Filmtrailer sowie eine Super-8-Fassung machen das Bonusmaterial zu einem höchst empfehlenswerten Zusatzerlebnis.

The Monster That Challenged the World
USA 1957
Regie: Arnold Laven
Darsteller: Tim Holt, Audrey Dalton, Hans Conried, Gordon Jones, Milton Parsons u.a.

Fotos: ©
Anolis