Ein Film über Männer und Frauen, Snooks und Hexen, Dämonen und Drachen, Liebe und Hass, mit Jeff Bridges (TRON 1+2), Julianne Moore (CARRIE), Ben Barnes (DIE CHRONIKEN VON NARNIA 2+3), inszeniert von Sergei Bodrov (sein Film DER MONGOLE war Oscar-nominiert) – das alles ist ja nicht ganz schlecht. Aber es ist eben auch nicht das schicksalsschwere Drama und selbstergriffene Getöse heute üblicher THRONES, LORDS und HOBBITS, sondern charmanter alter Plunder – schön ausgestattet, sehr hübsch getrickst und beinahe jugendfrei für den schnellen Konsum weggeholzt. Ich kann mir nicht helfen, aber ich mag das…
Master Gregory, Letzter seiner Snook-Zunft, die die Mächte der Dunkelheit einfängt und tötet, verbannt die böse Mutter Malkin, doch mit der Kraft des aufgehenden Blutmonds kehrt sie wieder, um erneut Verderben über die Menschen zu bringen. Als Malkin, die sich blitzschnell in einen knochigen Drachen verwandeln kann, Gregorys Lehrling tötet und durch die Lüfte zu ihrer Felsenburg entschwindet, muss sich Gregory einen neuen suchen. Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohns und somit eigentlich der Richtige. Doch schnell hat Gregory seine Zweifel, denn der Bursche langt nicht richtig hin und verliebt sich gar in eine junge Hexe, Alice. Sie ist die Tochter von Malkins ebenso böser Schwester Bony Lizzie und wurde ausgesandt, um Tom und Gregory auszuspionieren. Wird die junge Liebe von Tom und Alice über alles triumphieren – oder werden Malkin, Bony Lizzie und ihre dämonischen Helfer das Gute vernichten?
Kein großer Film, aber auch kein kleiner Film, nur ein prächtiges, da mit A-Aufwand gedrehtes B-Picture. Im Zeitalter überbordender, mega-epischer Trilogien wie DER HERR DER RINGE und DER HOBBIT und Mammutserien wie GAME OF THRONES erweist sich ein Werk wie SEVENTH SON als die wahre Extravaganz: In läppischen 102 Minuten Kinolänge werden hier so viele Figuren, Sets und Konflikte weggeballert, dass man staunt. Nicht nur das erzählerische Tempo ist flott, auch die Frequenz der Attraktionen ist hoch und die Dauer der vielfältigen Höhepunkte kurz und knackig.
Wo Peter Jackson viertelstundenlang auf ein- und derselben Idee rumreitet und vielfach repetiert, bietet Sergei Bodrov einfach die Essenz. Das Dräuende, das Bedeutungsvolle, das Pathetische und Heroische ist ihm eher fremd, er bietet Action, Grusel und ein bisschen Romantik – und die Technik lässt ihn nie im Stich. Was Dante Ferretti, der legendäre Production Designer von Federico Fellini und Martin Scorsese, und der ebenso legendäre STAR WARS-Trickser John Dykstra hier hingezaubert haben, ist so wundervoll wie perfekt. Sogar perfekter als im letzten HOBBIT, auch was die 3D-Konvertierung betrifft.
Wer im Fantasygenre ein Medium für die Verbreitung kluger Gedanken über das Wesen des Menschen sieht, wird sich vermutlich langweilen, da vielen Figuren zwar eine gewisse Grimmigkeit anhaftet, aber kein echter Ernst; wer Fantasy dagegen als Bildermaschine immer neuer Phantastereien betrachtet, kommt voll auf seine Kosten: Malkins Tempelruine im Innern einer Bergspitze! Die antike Stadt mit der Hängebrücke (?!), deren Pylone wie Minarette aussehen! Das glühende Gerippe in der Ritterrüstung! Das Maulwurf-ähnliche Monster! Der wendige schwarze Drache! Der indische Kämpfer mit vier Armen! Etc. etc. etc.
Komisch, aber ich fühlte mich Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt: Irgendwie atmet der Film den Geist der herrlichen, im besten Sinne naiven SINDBAD-Abenteuer von Trickgenie Ray Harryhausen und seinem Produzenten Charles H. Schneer. Auch diese Filme hatten keine besondere Botschaft, keinen tieferen Sinn, aber sie sahen toll aus und hatten phantastische Kreaturen. Würden beide Herren noch leben, könnte ihr neuester Film aussehen wie SEVENTH SON – auch ohne Stop-Motion, die heute ohnehin nur noch ein Witz ist (siehe „SPONGEBOB SCHWAMMKOPF 3D“). Es lebe die Jugendvorstellung von anno dunnemals!
Erschienen im TV Spielfilm Blog
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Seventh Son, USA/Großbritannien/Kanada/China 2014 | Regie: Sergei Bodrov, Buch: Charles Leavitt, Steven Knight, Matt Greenberg, Buchvorlage: Joseph Delaney | Mit: Jeff Bridges, Ben Barnes, Julianne Moore, Alicia Vikander, u.a. | Laufzeit: 102 Minuten, Verleih: Universal (Kinostart: 05.03.2015).