Doch noch was Neues.

Durch eine mysteriöse Pilzinfektion ist fast die gesamte Menschheit zu Zombies geworden, zu so genannten „Hungries“. Lediglich von infizierten Müttern geborene Kinder sind in einem Stadium, in dem sie zwar lebendes Fleisch fressen wollen, aber dennoch über ein normales Bewusstsein verfügen. the-girl-with-all-the-gifts_72dpi Diesen Umstand will sich die Wissenschaftlerin Dr. Caldwell (Glenn Close – FATAL ATTRACTION) zunutze machen, um durch Experimente an diesen Kindern einen Impfstoff zu entwickeln. Dann wird jedoch ihre Militärbasis von Hungries überrannt und nur eine kleine Gruppe um Dr. Caldwell, die Lehrerin Justineau (Gemma Arterton – THE DISAPPEARENCE OF ALICE CREED), den Soldaten Sgt. Parks (Paddy Considine – THE BOURNE ULTIMATUM) und das infizierte Mädchen Melanie (Sennia Nanua) kann mit knapper Not entkommen, um quer durch das Land zu einer sicheren Zuflucht zu gelangen.

Zombies, Zombies und schon wieder Zombies. Ist das Thema nicht langsam vollkommen ausgelutscht? Gibt es nicht neben unzähligen filmischen Inkarnationen aktuell noch diverse Zombie-Serien per TV/Streaming? Kann man dem Thema noch etwas Neues abgewinnen? Dieser Film beantwortet die Frage mit einem fetten Ja mit Ausrufezeichen.

Was für eine überaus angenehme Überraschung dieser spannende, nachdenkliche, exzellent gespielte Zombiethriller doch ist. Nebenbei ist er ein hochinteressanter Kommentar zum Thema Evolution und Menschheitsentwicklung. Autor Carey hat eine clevere Geschichte gestrickt, die fast alle plumpen Horrorklischees vermeiden kann und deren Entwicklung immer wieder mit unerwarteten Wendungen überrascht. Alle Charaktere sind vielschichtig angelegt und werden von einem hochkompetenten Darstellerensemble gespielt. Von Close, Arterton und Considine ist man hohe Qualität gewohnt, daher sticht die warmherzige Darstellung der jungen Sennia Nanua als „Hungry“-Kind Melanie besonders positiv hervor, da sie sich problemlos gegen die erfahrene Darstellerriege behaupten kann.

10_72dpi Regisseur McCarthy, der bislang überwiegend TV-Arbeiten (SHERLOCK, PEAKY BLINDERS) abgeliefert hat, erweist sich als Talent für diese Geschichte, in der Spuren des frühen Cronenberg, Anklänge an „Herr der Fliegen“ und eine Hannibal-Lecter-Gesichtsmaske Verwendung finden. Zudem werden Erinnerungen an Kaufmans INVASION OF THE BODY SNATCHERS und Spielbergs WAR OF THE WORLDS wach.

Technisch gibt es ebenfalls nichts auszusetzen und die ganze Produktion wirkt teurer, als es die Produktionskosten von 4 Mio. Pfund vermuten lassen. DP Simon Dennis hat stimmungsvolle Bilder eingefangen, der Film ist knackig geschnitten, die visuellen Effekte sind gelungen und die blutigeren Momente des Films sind nie Selbstzweck. Hervorzuheben ist noch der ungewöhnliche Score des Chilenen Cristobal Tapia de Veer, der neben allerhand Schlagwerk auch diverse Stimmen quasi als Instrumente einsetzt.

Eine überraschend anspruchsvolle und intelligente Variation des eigentlich ziemlich abgenagten Zombie-Themas.

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The Girl with all the Gifts, GB/USA 2016 | Regie: Colm McCarthy | Drehbuch: Mike Carey nach seinem Roman, |Kamera: Simon Dennis, |Musik: Cristobal Tapia de Veer | Mit: Sennia Nanua, Gemma Arterton, Paddy Considine, Glenn Close, Dominique Tipper | Laufzeit: 112 Min. (Verleih: UIP)