Molly Bloom (Jessica Chastain – ZERO DARK THIRTY) ist eine von ihrem strengen Vater (Kevin Costner – OPEN RANGE) unbarmherzig gedrillte Skifahrerin. Nach einem schweren Unfall muss sie jedoch ihre Karriere aufgeben, beginnt lustlos ein Jurastudium und landet schließlich aus Geldmangel eher zufällig bei Dean Keith (Jeremy Strong – THE BIG SHORT), einem Organisator von Untergrund-Pokerspielen mit hohen Einsätzen.
Nachdem Molly sich mit dem unausstehlichen Dean verkracht hat, stellt sie eigene Pokerturniere auf die Beine – mit erheblich höheren Einsätzen und erheblich prominenteren Teilnehmern. Ihr Erfolg bleibt auch der russischen Mafia auf Dauer nicht verborgen und somit begibt sich Molly, deren Einkommen bisher aus legalen „Trinkgeldern“ bestand, zwangsläufig auf illegales Terrain. Das wiederum bleibt dem FBI nicht verborgen und Molly wird in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verhaftet. Ihre einzige Hoffnung ist der Anwalt Charlie Jaffrey (Idris Elba – PROMETHEUS), den sie sich gar nicht leisten kann und der sie eigentlich auch gar nicht verteidigen will…
Basierend auf der Vorlage der realen Molly Bloom, in deren Skandal damals u.a. auch Tobey Maguire, Leonardo di Caprio oder Ben Affleck involviert waren, hat der bisherige Drehbuchautor Aaron Sorkin sein Regiedebut abgeliefert. Seine Scripts zu THE WEST WING, EINE FRAGE DER EHRE, STEVE JOBS oder THE SOCIAL NETWORK sind legendär und auch hier werden wir 140 Minuten lang mit einem Feuerwerk an ausgefeilten Dialogen und Off-Kommentaren aus dem Munde erstklassiger Darsteller bombardiert. Dabei orientiert sich Sorkin in seinem Inszenierungsstil ein wenig an die stakkatohafte Erzählweise in THE WOLF OF WALL STREET oder THE BIG SHORT. Nebenbei bringt er uns die Poker-Regeln bei, verdeutlicht diverse Fallstricke des amerikanischen Rechtssystems und liefert noch die küchenpsychologische Erklärung für Mollys Probleme mit dem strengen Vater. Also eine ganze Menge Stoff für sicher überfrachtete, aber auch überaus unterhaltsame 140 Minuten.
Elegant gefilmt von der Dänin Charlotte Bruus Christensen (A QUIET PLACE), liefert Jessica Chastain eine kraftvolle Darstellung als Molly, die ihre Empfindsamkeit unter einer harten Schale versteckt. Idris Elba, der zwar oft nicht das glücklichste Händchen in seiner Rollenauswahl hat (DER DUNKLE TURM, BASTILLE DAY, THE GUNMAN), aber jeden Film mit seiner Anwesenheit adelt, darf sich hier bei Sorkin für einige wunderbare Monologe bedanken. Und Kevin Costner schafft es wieder, mit einigen wenigen Szenen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Auch die restliche Besetzung erfreut mit starken Auftritten, insbesondere Chris O´Dowd (THE CLOVERFIELD PARADOX), Bill Camp (RED SPARROW), Brian D´Arcy James (1922) und Michael Cera (SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD) in einer ungewohnt unsympathischen Rolle.
Darstellerisch (und sprachlich) herausragend, optisch sehr ansprechend und technisch hochprofessionell umgesetzt, hinterlässt Sorkin mit seinem Regie-Erstling einen allerbesten Eindruck.
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Molly´s Game, USA 2017 | Regie: Aaron Sorkin | Drehbuch: Aaron Sorkin, basierend auf dem Buch von Molly Bloom | Musik: Daniel Pemberton | Kamera: Charlotte Bruus Christensen | Schnitt: Alan Baumgarten, Elliot Graham, Josh Schaeffer | Production Design: David Wasco | Produktion: Mark Gordon, Matt Jackson, Amy Pascal | Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Chris O`Dowd, Bill Camp, Graham Greene, Justin Kirk, Brian D´Arcy James, J.C. MacKenzie | Laufzeit: 140 Min.