Richard (Kevin Janssens), ein reicher, verheirateter Familienvater, wird zusammen mit seiner jungen Geliebten Jen (Matilda Lutz) von einem Hubschrauber an einer in der Wüste gelegenen Luxusvilla abgesetzt. Nach einer Nacht mit viel Sex wird Jen am Morgen von zwei vor der Glasfassade stehenden Männern erschreckt. Richards Geschäftspartner, Stan (Vincent Colombe) und Dimitri (Guillaume Bouchède) sind einen Tag zu früh zum jährlichen Jagdausflug eingetroffen. Man verbringt einen gemeinsamen feuchtfröhlichen Abend am Pool und besonders Stan findet Gefallen an Jen. Als Richard am nächsten Morgen wegen einiger Besorgungen außer Haus ist, versucht Stan sich an Jen heranzumachen. Da Stan kein „nein“ versteht, kommt der schwanzgesteuerte Loser in ihm zum Vorschein und vergewaltigt sie, während Kumpel Dimitri einfach die Lautstärke des Fernsehers hochdreht um Jens Schreie zu übertönen. Richard will Jen nach seiner Rückkehr beruhigen und bietet ihr einen hohen Betrag und einen Job in Kanada an. Jen will jedoch sofort weg von der Villa und droht damit, Richards Frau über die Affäre zu informieren. Als Richard sie daraufhin schlägt, läuft Jen schockiert davon, wird aber von den Männern eingeholt und kurzerhand über die Klippe geworfen. Später will das Männertrio ihre Leiche entsorgen, doch von Jen ist nichts mehr zu sehen, außer einer Blutspur…
Schon mit den ersten Filmbildern – Matilda Lutz im Lolita-Look mit rotem Kleid, Sonnenbrille, Sternchenohrringen und Lolli – zaubert Regisseurin Coralie Fargeat mit ihrem ersten Langfilm dem geneigten Filmfreund ein Lächeln ins Gesicht. Und dieses Lächeln darf man getrost beibehalten, angesichts dessen, was dem Publikum im weiteren Verlauf der Geschichte noch in den buntesten Farben, insbesondere tiefrot, serviert wird. Fargeat erfindet dabei das Genre der „Rape-and-Revenge-Filme“ nicht neu, steuert aber eine selbstbewusst weibliche Sichtweise bei, die die sonst übliche Objektifizierung des weiblichen Körpers aufnimmt, indem sie die Kamera häufig Jens Hintern ins Bild rücken lässt. Im Laufe des Films dreht sie den Spieß um, bis sie Richard den finalen Showdown vollständig nackt bestreiten lässt und hier genau die gleichen Kameraperspektiven nutzt.
Überhaupt die Kamera. Robrecht Heyvaert (THE ARDENNES) nutzt hier gleißendes Licht und einen Farbeinsatz, der unweigerlich an John Seales Bilder aus Millers „MAD MAX: FURY ROAD“ erinnert. Satte Farben, wohin man auch schaut, clever eingesetzte Spiegelungen, pointierte Großaufnahmen und exzellente Tracking Shots – man kann sich kaum sattsehen an den durchgestylten Bildern. Die Darsteller überzeugen, allen voran Matilda Lutz, deren Jen anfangs einfach gestrickt erscheint, die ihren drei Verfolgern aber immer wieder trickreich entkommt und die Jagd schließlich in einem Blutbad enden lässt. Dabei wirkt sie, allen blutigen Aktionen zum Trotz, durchgängig schockiert von den Ereignissen.
Logik und die Wahrscheinlichkeit dessen, was im Lauf des Geschichte passiert, sollte man nicht zu sehr hinterfragen, denn allein die Verletzungen, die Jen beim Klippensturz erleidet, hätten den Film dort schon enden lassen. Lässt man solche Überlegungen beiseite, wird man mit einem knackigen Thriller belohnt, indem so viel Blut aus leinwandfüllenden Wunden strömt, dass die vier Protagonisten dafür kaum ausreichten. Alles dekorativ umrahmt von majestätischen Wüstenlandschaften oder dem edlen Interieur der Designervilla, gespickt mit einigen originellen Anwandlungen von schwarzem Humor. Man achte auf die sehr spezielle Verwendung einer Bierdose und ihre Folgen.
Untermalt wird das unbarmherzige Spektakel von einigen treffenden Songs und Rob Couderts (MANIAC) an John Carpenter erinnernden Elektroscore. Fazit: Eine cleveres, buntes und blutiges Spektakel, eindrücklich gefilmt und von einer sicheren weiblichen Hand inszeniert, von der ich sehr gern mehr sehen möchte.
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Revenge, Frankreich 2017 | Regie: Coralie Fargeat | Darsteller: Matilda Lutz, Kevin Janssens, Vincente Colombe, Guillaume Bouchede, Jean-Louis Tribes u.a.
Anbieter: Donau Film