Meilenweit daneben.

Option 1: Diplomatie, Option 2: Militär, Option 3: Overwatch! Das ist die kleine und extrem geheime Spezialtruppe, die dann eingreift, wenn Diplomatie und vertretbare militärische Lösungen keine Option mehr sind. Elite-Agent Jimmy Silva (Mark Wahlberg – DEEPWATER HORIZON) und seine kampferprobten Gefährten handeln unter der Führung von „Mutter“ Bishop (John Malkovich – BIRD BOX) außerhalb von Recht und Gesetz und über Staatsgrenzen hinweg.

Mile22_Poster Der aktuelle Auftrag sieht vor, in einem nicht näher benannten asiatischen Land eine große Menge radioaktiven Materials wiederzubeschaffen, bevor es in falsche Hände gerät. Ein Informant von Silvas Kollegin Alice Kerr (Lauren Cohan – THE WALKING DEAD), der Polizeioffizier Li Noor (Iko Uwais – THE NIGHT COMES FOR US), kennt die Orte, an denen das Material versteckt ist, will jedoch nur reden, wenn er dafür schnellstens außer Landes gebracht wird. Und so beginnt für die kleine Truppe ein 22 Meilen langer Spießrutenlauf von der US-Botschaft zum Flugplatz…

Nach LONE SURVIVOR, DEEPWATER HORIZON und BOSTON ist MILE 22 die vierte Zusammenarbeit von Mark Wahlberg und Regisseur Peter Berg. Alle drei Filme hatten ihre Qualitäten, für mich besonders der extrem packende und furiose DEEPWATER HORIZON. Leider legt hier das Ergebnis nahe, dass sich die beiden besser an ihr bisheriges Vorgehen hätten halten sollen, nämlich die Verfilmung von realen und auf Fakten basierenden Geschichten.

Mile22_2 Diese fiktive Story beginnt mit der spannend und gut gefilmten Ausräucherung eines Hauses voller russischer Agenten – und von dort geht es rapide abwärts. Die Geschichte und ihre nach und nach aufgedeckten Verwicklungen sind so überzogen, dass man das ganze Spektakel kaum ernst nehmen kann. Und selbst unter der Prämisse, dass die Regierung selbst ihre Finger im Verschwörungsspiel hat, so sind die Bomben, Granaten und Massenschießereien am hellichten Tag auf offener Straße doch ein wenig zu viel des Guten, um hier einen Rest an Glaubwürdigkeit bewahren zu können. Natürlich darf auch ein plumper Wink auf eine mögliche Fortsetzung nicht fehlen. Zumindest die wird uns erspart bleiben, da Berg, Wahlberg und Co. einen verdienten Flop gelandet haben.

Neben der schwachen Geschichte sind die Charaktere von Wahlberg und Cohan auch eher auf der nervtötenden Seite angesiedelt. Wahlberg ist ein an Aggressionsproblemen leidendes, Sprüche klopfendes Wunderkind und hält seine Wut durch ständiges Herumzupfen an einem ums Handgelenk gewickelten Gummiband im Zaum. Cohan hat ähnliche Probleme und steckt zudem in Sorgerechtsstreitigkeiten mit ihrem Ex (Peter Berg in einem seiner üblichen Kurzauftritte). Beides ist vollkommen unwichtig für die eigentliche Story und sorgt auch nicht dafür, dass die beiden dadurch zu „Charakteren“ werden. Sie sind Pappkameraden und das bleiben sie auch bis zum Schluss. Malkovich spielt Malkovich, was zumindest immer eine verlässliche Größe ist, während Ronda Rousey (FURIOUS 7) und Carlo Alban (THE NIGHT OF) das Beste aus ihren unterentwickelten Rollen herausholen und deshalb auch zu früh sterben müssen.

Mile22_4 Das darstellerische Highlight des Film ist ganz klar Iko Uwais, der nicht nur in den Kampfszenen, sondern auch in den weniger körperbetonten Sequenzen überzeugt. Er bringt von allen Darstellern das meiste Charisma auf die Leinwand. Leider hat sich Regisseur Berg entschieden, Uwais Kampfszenen durch schnelle Schnitte vermeintlich dynamischer zu gestalten. Damit erreicht er jedoch das Gegenteil, denn Kampfszenen von Experten wie Uwais oder Joe Taslim funktionieren bestens ohne hektische Schnitte. Man stellt die Kamera in eine Ecke und lässt diese Jungs prügeln, bis keiner mehr steht. So einfach ist das.

Technisch überzeugt der Film sonst zu großen Teilen, besonders angesichts der üppigen Action bei einem relativ kleinen Budget von 35 Millionen Dollar. Abgesehen von Uwais‘ Kämpfen sind Kamera, Schnitt und Actionszenen professionell angerichtet und der Film prescht rasant durch seine kurze Laufzeit.

Peter Berg hat in der Vergangenheit als Regisseur ein unbestreitbares Talent zur Inszenierung von harten und schnellen Actionszenen bewiesen, die den Zuschauer trotz all ihrer Hektik selten die Orientierung verlieren lassen. Doch auch das gelingt ihm in diesem Film nicht in gewohnter Art und Weise. Besonders verwirrend ist dabei eine Schießerei in den Gängen eines Hochhauses, in der Helden und Gegner ständig aus Gängen kommen, aus denen man sie gerade nicht erwartet.

Mile22_1 Insgesamt kann ich sagen, dass ich aus diesem Film nichts mitnehme und ihn vermutlich innerhalb einer Woche vergessen haben werde. Freunden von Mark Wahlberg sei daher der bereits erwähnte DEEPWATER HORIZON ans Herz gelegt, der unter Peter Bergs Regie sowohl für Marky Mark als auch für John Malkovich erheblich befriedigendere Rollen zu bieten hat und zusätzlich noch durch einen wunderbaren Kurt Russell geadelt wird.

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Mile 22, USA/China 2018 | Regie: Peter Berg | Drehbuch: Lea Carpenter | Musik: Jeff Russo | Kamera: Jacques Jouffret | Schnitt: Melissa Lawson Cheung, Colby Parker jr. | Darsteller: Mark Wahlberg, Lauren Cohan, Iko Uwais, John Malkovich, Ronda Rousey, Carlo Alban, Sam Medina, Nikolai Nikolaeff, Peter Berg | Laufzeit: 94 Min.