In einem Ferienlager sitzen Betreuer und Kinder ums Lagerfeuer herum, während der Betreuer T.P. (Tony Fish) ein gruseliges Liedchen zum Besten gibt. Max (Carl Fredricks), der Besitzer des Camps, erzählt anschließend eine Gruselgeschichte über den verrückten Killer Madman Marz, der seine ganze Familie in einem nahegelegenen Haus abgeschlachtet haben soll. Teil der Geschichte ist, dass man seinen Namen nur flüstern darf, sonst käme Marz und würde jeden umbringen, der ihm begegnet. Der Legende nach wurde Marz von den Dorfbewohnern gefangen und aufgeknüpft, allerdings waren am nächsten Tag sowohl seine Leiche, als auch die toten Körper seiner Familie verschwunden. Camper Richie (Tom Candela) hat natürlich nichts Besseres zu tun, als seinen Namen gleich mehrfach in den Wald zu brüllen – schließlich ist das ja nur eine Lagerfeuergeschichte.
Nach dem Löschen des Lagerfeuers macht sich die Truppe zurück auf den Weg ins Camp. Dabei setzt sich Richie ab und erkundet den Wald, wo er bald auf ein verlassenes Farmhaus stößt – das Haus von Madman Marz. Dort macht Richie allerhand beunruhigende Entdeckungen. Derweil bereiten sich die anderen im Camp auf die Nacht vor. T.P. plant eine romantische Nacht mit Betsy (Gaylen Ross – DAWN OF THE DEAD, hier allerdings als “Alexis Dubin” gelistet), während Stacy (Harriet Bass) vergeblich eine Geliebte sucht und Ellie (Jan Claire) und Bill (Alex Murphy) sich zum campgerechten Beischlaf in ein Zelt zurückziehen.
Natürlich verläuft die Nacht für alle ganz anders als geplant und der fröhliche Camp-Aufenthalt entwickelt sich zu einem blutigen Massaker. Ursprünglich basierte das Drehbuch auf der urbanen Legende vom Cropsy Maniac. Da Regisseur Tony Maylam mit THE BURNING praktisch zeitgleich genau diese Geschichte verfilmte, mussten MADMAN Regisseur Joe Giannone und Co-Autor Gary Sales das Drehbuch kurz vor Beginn der geplanten Dreharbeiten auf die nun vorliegende Version von MADMAN umschreiben.
Regisseur und Autor Joe Giannone hat einen ganzen Haufen mehr oder weniger dümmlicher Charaktere geschaffen, die von einer Bande überforderter Mimen mehr schlecht als recht dargestellt werden. Nein, in einem Low-Budget-Slasher erwarte ich keine preiswürdigen Darstellungen, aber das meist übertriebene Spiel der hier auflaufenden Parade an Talentlosigkeit ist schon bemerkenswert. Besonders herausragend chargiert hier Jan Claire als Ellie, die durchgängig den Eindruck vermittelt, maximal bis eins zählen zu können und die nicht mal einen Filmkuss halbwegs überzeugend auf die Leinwand bringt.
Die Story folgt den klassischen Vorgaben eines Slashers, allerdings kündigt Regisseur Giannone seine Schocks durch schlechtes Timing derart weit vorher an, dass dabei jede Spannung auf der Strecke bleibt. Andererseits kann man ihn fast progressiv nennen, da er eine kleine Nebenhandlung mit lesbischen Untertönen eingebaut hat. Ein lustiger Einfall ist die Axt, die wie das Schwert Excalibur in einem Holzblock steckt und nur von Madman Marz herausgezogen werden kann. Schräg ist Giannones Fixierung auf T.P.s personalisierte Gürtelschnalle, sowie der willkürliche Einsatz von Zeitlupen. Der peinliche Höhepunkt ist eine garantiert von De Palmas 360°-Kameraschwenks inspirierte Whirlpool-Sequenz mit T.P. und Betsy. Diese Version könnte allerdings direkt aus einem in Endlosschleife laufenden Softporno stammen. Der schlimme Synthi-Score unterstreicht nur noch diesen Eindruck. Die Merkwürdigkeit, dass das Camp von erheblich mehr Betreuern als Jugendlichen bevölkert ist, fällt bei all den sonstigen Unzulänglichkeiten dann auch nicht weiter auf. Der einzig positive Aspekt, neben den recht gelungenen Effekten, ist die bemerkenswert gut ausgeleuchtete und meist stimmungsvolle Kameraführung von DP James Lemmo (MS. 45, VIGILANTE), offenbar einem der wenigen Profis am Set.
Kleiner Tipp am Rande: Die Einnahme einer ordentlichen Menge Alkohol erhöht mit Sicherheit den Spaßfaktor dieses Werks. Ohne alkoholgeschwängertes Hirn ist der Spaß sehr überschaubar und die wenigen Lacher dürften eher unabsichtlich entstanden sein. Damit ist auch dies leider wieder ein Film, dessen Kultstatus sich mir einfach nicht erschließen will. Die unfreiwilligen Witze sind nicht witzig genug, die Gewalt ist weder sonderlich blutig oder extrem, das handwerkliche Können sehr begrenzt und die Geschichte besticht auch nicht durch eine erinnerungswürdige oder innovative Erzählweise. Hier spielt sich alles am unteren Durchschnitt ab und man erinnert sich sicher am besten an die groteske Poolszene und das Versteckspiel im Kühlschrank. – falls das zu einem Kultstatus führt, bin ich vermutlich mal wieder die falsche Zielgruppe.
Unabhängig von meiner Meinung zu Qualität und Kultstatus des Films, hat Subkultur Entertainment hier allerdings wieder eine sehr schöne, leider limitierte Auflage von insgesamt 1000 Stück (500 pro Coverversion) auf den Markt gebracht, die Sammlerherzen höher schlagen lassen sollte.
Die ungeschnittene und erstmalig synchronisierte Deutschlandpremiere kommt als Blu-Ray-DVD Combo im Digipak mit Schuber und enthält eine Unmenge an Extras. Neben verschiedenen Audiokommentaren, Trailern, TV-Spots und Bildergalerien sind hier auch mehrere, mit deutschen Untertiteln ausgestattete Dokus und Featurettes enthalten.
Zu nennen sind:
Dokumentation: “The Legend Still Lives! Thirty Years of Madman“
Featurette: “Madman: Alive at 35”
Featurette: “The Early Career of Gary Sales”
Interviews mit Gary Sales und Paul “Madman” Ehlers
Featurette: “Music Inspired by Madman”
Featurette: “In Memoriam”: Produzent Sales erinnert an Regisseur Joe Giannone und Darstelller Tony Fish.
Zumindest als Sammlerstück schmückt diese Ausgabe jedes Filmregal.
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Madman | USA 1981 | Regie: Joe Giannone | Darsteller: Gaylen Ross, Tony Fish, Jan Claire, Harriet Bass, Seth Jones, Alexander Murphy Jr., Jimmy Steele u.a.
Anbieter: Subkultur Entertainment