Nimm mich mit auf die Reise, Kapitän.

Besatzung und Passagiere des nicht mehr sonderlich taufrischen Frachtdampfers Corita befinden sich auf dem Weg von Freetown nach Caracas. Während Kapitän Lansen (Eric Porter) trotz einer Sturmwarnung unbedingt auf die Reise gehen will, da er eine explosive Fracht schmuggelt, haben die charakterlich eher zweifelhaften Passagieren eigene Gründe, warum sie ihre Passage gerade auf diesem Seelenverkäufer gebucht haben. Darunter die des Landes verwiesene Geliebte eines südafrikanischen Diktators, Eva Peters (Hildegard Knef); ein schleimiger Ganove namens Ricaldi (Benito Carruthers), der von dem Diktator angeheuert wurde, um die von seiner Geliebten gestohlenen Wertpapiere zurückzubekommen, ein gieriger, verwitweter Arzt (Nigel Stock), der wegen Kunstfehlerklagen auf der Flucht ist, sowie seine Männern gegenüber nicht abgeneigte Tochter (Suzanne Leigh) und der versoffene Schiffspianist Harry Tyler (Tony Beckley).

Als der Sturm aufzieht, entdeckt die Besatzung, dass das Schiff Fässer mit illegalem und bei Feuchtigkeit hochentzündlichem Sprengstoff an Bord hat. Nach einigem Hin und Her, einer halbherzigen Meuterei und Problemen mit der Schiffstechnik ist der Kapitän gezwungen, mit den Passagieren in ein kleines Rettungsboot umzusteigen. Nachdem die kleine Truppe einige Tage auf See treibt, findet sie sich schließlich am Ausgangspunkt wieder und trifft erneut auf die Corita. Die Umgebung des Schiffes scheint ein Schiffsfriedhof zu sein, da um sie herum verschiedene Schiffe aus aller Herren Länder und diverser Epochen erkennbar sind. Aber außer den alten Wracks und tödlichen Algen gibt es noch sehr lebendige Kreaturen, die Jagd auf sie machen.

Was soll man zu diesem seltsamem Hammer-Spektakel sagen? Die Story ist ziemlich unausgewogen und einigermaßen lächerlich, die Charaktere durchweg unsympathisch, die ersten zwei Drittel des Films haben absolut nichts mit einem verlorenen Kontinent zu tun und im letzten Drittel bekommen wir es mit riesigen Krebsen und Skorpionen, fleischfressenden Algen und spanischen Konquistadoren zu tun, die auf einer Insel einem religiösem Kult huldigen. Vor Caracas lauert allerdings gar nichts und auch ein verlorener Kontinent ist nirgends in Sicht. Hört sich komisch an? Ist es auch.

Basierend auf dem Buch „Uncharted Seas“ des nicht unumstrittenen Autors Dennis Wheatley, ist THE LOST CONTINENT ein überwiegend unlogischer und gefühlt unvollständiger Film. Obwohl hier die längste verfügbare Fassung vorliegt, ist der Film oft sprunghaft und irritiert besonders mit seinem sehr gerafften letzten Drittel, sowie einem abrupten Ende.

Dabei ist das Werk durchaus unterhaltsam., Die nicht sonderlich überzeugenden Monster haben einen hübschen Retro-Charme, Paul Beesons Kamera schafft einige schöne Bilder und die Darsteller agieren aus heutiger Sicht zwar etwas überzogen, passen damit aber gut ins Gesamtbild. Darstellerisches Highlight ist erwartungsgemäß die Knef. Dazu gibt es zur Abrundung noch ein paar skurrile Gimmicks, Schneeschuhe und Ballons.

Die aus heutiger Sicht recht lachhaften Monstereffekte stammen übrigens u.a. von Robert A. Mattey, der später mit seinem ständig defekten Plastikhai „Bruce“ dafür sorgte, dass Spielberg für JAWS die Suspense-Maschine anwarf und den Hai nur recht selten im Film zeigte.
Insgesamt ist BESTIEN LAUERN VOR CARACAS sicher einer der seltsamsten, die Hammer je produziert hat, und es ist nicht sehr verwunderlich, dass er seinerzeit an der Kinokasse baden ging. Der erste Teil der Schiffsreise ist überlang und es geht hier erst sehr spät zur Sache. Und als es endlich soweit ist, enttäuscht sowohl die Tricktechnik, als auch die krude Geschichte um den religiösen Kult. Hier passt insgesamt nichts wirklich gut zusammen, so dass der Film trotz des unbestreitbaren Unterhaltungswerts doch letztlich enttäuscht.

Unabhängig von den Qualitäten des Films, hat Anolis hier wieder ein sehr schön gestaltetes Mediabook (drei Cover-Varianten) herausgebracht, das neben der ausgezeichneten HD-Version, auch eine deutsche „Grindhouse“-Fassung enthält. Darüber hinaus gibt es wieder üppige Extras (Audiokommentare mit Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese, Matthias Künnecke und Thomas M. Goerke / „Music To Your Fears“ mit Carlo Martelli / „Walking On Water“ mit John Richardson / „Cast Adrift“ mit Dana Gillespie / Deutscher Kinotrailer / Britischer Kinotrailer / US TV-Spots / Deutscher Werberatschlag / Holländischer Werberatschlag / Bildergalerie) und ein sechsunddreißigseitiges Booklet von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad.

The Lost Continent
GB 1968
Regie: Michael Carreras
Darsteller: Eric Porter, Hildegard Knef, Suzanna Leigh, Tony Beckley, Nigel Stock, Neil McCallum, Dana Gillespie, Donald Sumpter, Jimmy Hanley