Schon vor zwei Jahren sollte DRACULA UNTOLD (mit Luke Evans) die klassischen Monster des Universal Studios für ein modernes Publikum aufbereiten. Doch der Versuch, ein „Monsters Universe“ zu schaffen, scheiterte grandios. Im zweiten Anlauf für einen Monster-Reboot heißt die Chose nun „Dark Universe“, doch das Ergebnis ist noch viel verheerender: DIE MUMIE ist der vielleicht bekloppteste Film des Jahres…
Prinzessin Ahmanet, die sich vor 5000 Jahren mit dem abgrundtief Bösen verbündete, sollte nie wieder freikommen. Doch genau dafür sorgt nun Tölpel Nick! Fortan ist Nick für Ahmanet der Auserwählte: Sie will ihn lieben und töten, um aus seiner menschlichen Hülle den Gott der Todes auferstehen zu lassen – man nennt ihn Seth oder auch Satan… Nick spürt die Macht, die Ahmanet plötzlich über ihn hat, aber er kann ihr noch widerstehen. Erst als das US-Militär den Sarkophag nach England überführt und Ahmanet freikommt, gerät Nick ernstlich in Gefahr…
Dass DIE MUMIE solch ein Trauerspiel geworden ist, hängt auch damit zusammen, dass sich Tom Cruise nicht wirklich traut, den Simpel zu geben, der er hier eigentlich ist. Er tappt nicht nur Ahmanet in die Falle, sondern lässt sich auch von seinem untoten Kollegen und besten Freund Vail gehörig aufs Glatteis führen. Nick und seine Begriffsstutzigkeit hätten völlig genügt, um den Humoranteil im Film hoch zu halten, stattdessen werden eifrig Zombies bemüht, die zum Vergnügen des Publikums gleich dutzendweise weggeklatscht werden. Und die englischen Zombies, die immerhin noch nicht so lange tot sind wie die ägyptischen, erweisen sich obendrein als patente Taucher! Auch 890 Jahre nach ihrer Beisetzung haben sie nicht vergessen, was sie für das Seepferdchen-Abzeichen gelernt haben.
Vielleicht wäre DIE MUMIE das auch ganz gerne gewesen, aber eigentlich will man doch die grandiose Horrorfilm-Historie des legendären Universal-Studios wiederbeleben, das alle klassischen Monster schuf – Dracula, Frankenstein, das Phantom der Oper, der Werwolf, oder eben die Mumie, nämlich schon 1932 im legendären Film mit Boris Karloff. All diese Filme wussten noch, wie man sein Publikum anständig gruselt – mit Psychologie, mit Atmosphäre, mit schleichendem Grauen. Entsprechende Filmemacher gibt es auch heute, doch sie arbeiten nicht für Universal. Was hätte zum Beispiel ein Guillermo del Toro aus dem Stoff gemacht! Hier dagegen gibt es Actionprofis, Drahtseilartisten – und einen Hauptdarsteller, der in einer entscheidenden Sequenz vor allem seine knackige Physis präsentiert (die vielleicht ähnlich gefaket ist wie ein paar auffallend jung wirkende, möglicherweise digital veränderte Porträteinstellungen von Mr. Cruise).
Schade um die wenigen guten Ideen, die es trotz allem gibt, vor allem die Nekropolis im Irak ist wunderbar unheimlich. Auch der Absturz der Hercules-Maschine ist im Innern ganz spannend, doch stört in der Außenansicht der Computergame-Look. Völlig vergurkt ist schließlich das Finale, in dem Prinzessin Amaneth den Sand Ägyptens nach London ruft: Das sieht ein bisschen nach den mörderischen Staubwolken von 9/11 aus, vor allem aber nach digitaler Pixelscheiße.
Erschienen im TV Spielfilm Blog.
___________________________________________________________
The Mummy, USA 2017 | Regie: Alex Kurtzman | Drehbuch: David Koepp, Christopher McQuarrie, Dylan Kussman | Kamera: Ben Seresin | Musik: Bryan Tyler | Mit: Tom Cruise, Sofia Boutella, Annabelle Wallis, Russell Crowe, Jake Johnson, Javier Botet, Courtney B. Vance, u.a. | Laufzeit: 110 Min. (Verleih: UIP)